WAZ wird, was sie ist

PLÄNE Der Essener Medienkonzern will Medienkonzern sein

Seit die NRW-Landesregierung plant, das Pressefusionsrecht zu lockern, damit Zeitungsverlage auch im Lokalfernsehen mitmischen können, sind sie bei der WAZ-Mediengruppe ganz hibbelig: „So bekommen wir die Chance, uns zu Medienhäusern zu entwickeln“, sagte unlängst der „TV-Beauftragte“ des Essener Verlags, Rüdiger Oppers. Und vergaß offenbar kurz, dass die WAZ-Gruppe bereits an Radio- und Fernsehsendern beteiligt ist, sich also zu dem entwickeln will, was sie ist: zum Multimediariesen.

Die Sparten des Hauses zu vernetzen, ist in Essen das große Thema. Wie der Branchendienst Kontakter berichtet, will die WAZ-Gruppe ihren Werbekunden bald ein neues Rundum-Sorglos-Paket anbieten, sprich: Printanzeigen plus Onlinewerbung plus Spots bei NRW.TV und den elf Regionalradios, an denen die Gruppe beteiligt ist.

Überdies wird manchen WAZ-Granden offenbar ganz warm bei dem Gedanken, bald selbst mal in der Glotze zu sein: Regionales Frühstücksfernsehen könne er sich etwa vorstellen, sagt Oppers. Vorbild für neue Formate seien „unsere erfolgreichen Lokalzeitungen und das Online-Portal DerWesten“. Auch denkbar laut Kontakter: Live-Schalten in die WAZ-Zentrale, was vor allem WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz freuen wird. Dessen Talkreihe läuft bereits auf NRW.TV.

Während der Medienriese von der Ruhr einerseits Gas gibt, schaltet er anderswo zurück: bei den Geschäftsstellen. Im Verbreitungsgebiet gibt es 54 dieser „Leserläden“, sie sind die Schnittstelle zu den Kunden – trotzdem sollen nun 17 davon geschlossen werden. Anzeigen könnten dann künftig bei Fremdfirmen aufgegeben werden, heißt es. Die WAZ will dies, wie so oft, nicht kommentieren. Auch nicht, dass angeblich angedacht war, WAZ-Shops in die Brötchenläden des Mehlverarbeiters Kamps zu integrieren. Passieren wird das wohl nicht. Wäre eh eine Schnapsidee: Wer will eine Todesanzeige aufgeben, während nebenan jemand Zimtwuppis kauft? ROS