kommentar: npd holt auf
: Schleichende Gefahr

Die Zeiten der nazifreien Insel NRW scheinen vorbei. Nach neusten Umfragen ist ein Einzug der NPD in den nordrhein-westfälischen Landtag durchaus vorstellbar – erstmals in der Geschichte des Bundeslandes. Erkenntnisse, wonach die Nazikader-Partei jenseits des Messbaren liege, sind überholt. Noch erschreckender: Die Rechten können zusätzlich auf einen gewissen Stamm an Sympathisanten hoffen. Das einzig Positive an der Meldung: Niemand kann hinterher sagen, er hätte nichts gewusst.

Die Reaktionen der Parteien geben allerdings wenig Hoffnung auf Besserung. Mehr als dass die Zahlen alarmierend sind, fällt ihnen dazu nicht ein. Statt dessen gehen die Schuldzuweisungen weiter. Es ist Wahlkampf. Da scheint jedes Mittel recht. Und während die rot-grüne Landesregierung hilflos auf die Vorwürfe aus dem CDU-Lager reagiert, legt die Opposition weiter nach. Ein Erfolg der NPD wird dabei billigend in Kauf genommen. Die Nationaldemokraten haben sich schon bei der CDU bedankt – für die Unterstützung im Landtagswahlkampf.

Zu hoffen bleibt, dass sich die Demokraten, vor allem die christlichen, doch noch dazu aufraffen, statt zum Wahlkampf lieber zum Kampf gegen Rechts aufzurufen. Dabei sollten sie auf nationalistische Töne verzichten. Denn sollte die NPD in den Düsseldorfer Landtag einziehen, wird sie so schnell nicht daraus verschwinden. Wie das Vorbild Sachsen zeigt, haben die Rechten aus ihren Fehlern gelernt. Es wird Zeit, dass die Demokraten nachziehen. HOLGER PAULER