KUNSTRUNDGANG
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Galerie Barbara Weiss, Ayse Erkmen: HabseligkeitenGalerie Nordenhake, Karin Sander: Gebrauchsbilder;beide Di.–Sa. 11–18 Uhr, Zimmerstr. 88/91

Die DAAD-Galerie ist umgezogen. Eine Webseite hat sie deswegen aber noch lange nicht. Doch, bitte schön! Der Trend sagt ja nicht nur: Mitte! Zimmerstraße! Er besteht auch auf einer Adresse im virtuellen Raum. Den Anfang in den neuen realen Räumen jedenfalls macht nun Anri Sala. Der albanische Videokünstler, der auf der Shortlist für den diesjährigen Kunstpreis der Freunde der Nationalgalerie steht, zeigt auf Wunsch von Friedrich Meschede ein Video, das von der Biennale in Venedig 2003 stammt. Sala dokumentierte darin, wie der Bürgermeister seiner Heimatstadt Tirana im Rahmen einer Verschönerungsaktion Straßenzug um Straßenzug in den buntesten Farben anstreichen ließ. Dass Sala ein bisschen zu viel in der menschenleeren Nacht gefilmt hat, lässt die Angelegenheit unnötig surreal erscheinen. Bei Tag wirkt der Einfall weniger geheimnisvoll, dafür plausibler, weil so prächtig.

In der keinesfalls bunten Zimmerstraße sitzt der DAAD nun inmitten eines ganzen Nests von Galerien, die alle gute Ausstellungen zeigen. Sehenswert aber ist in jedem Fall, wie Ayse Erkmen bei Barbara Weiss eine Verbindunglinie von A nach B zieht. Sie löst die Aufgabe glänzend, im wahrsten Sinne des Wortes, und spannt eine Kette aus Silberringen von einer Wand zur andern. Eine überraschende Referenz an die minimal art in Form von opulent art.

DAAD, Anri Sala: Dammi i colori, Mo.–Sa. 12–19 Uhr, Zimmerstr. 90

Direkt darunter, im Erdgeschoss, geht Karin Sander die Sache mit der Kunst asketischer an. Obwohl ein kleiner, flotter Lotus Elise mitten im Galerieraum von Nordenhake steht. In diesem offenen Sportwagen wurde eine ihrer weißen Leinwände durch die Gegend kutschiert – zum Zwecke der Kunstwerdung. Wie auch die anderen „Gebrauchsbilder“, Leihgaben ihrer Sammler an die Galerie, ungeschützt der jeweiligen Umwelt ausgesetzt wurden, bis sie die Patina annahmen, die nun zu bewundern ist.