„ALLE GEBEN SICH DER ILLUSION HIN“

taz: Herr Bausinger, spielen Sie Sportwette?Hermann Bausinger: Nein, nur ab und zu mal Lotto. Aber gewonnen habe ich bisher kaum mal etwas.Sie hielten mal vor Sportwissenschaftlern einen Vortrag mit dem Titel „Spiel unter Dummen“. Worum ging es?Der Titel führt etwas in die Irre: Es ging um die Anfänge des Sports, ganz einfach um Spiele. Die Mensche haben immer gespielt, weil das Spiel ihnen ein Stück Freiheit gab, die Vorschriften des Alltags zu überwinden. Heute ist Begriff ist so ausgedehnt, dass man ihn für alles und nichts benutzen kann.Spiele als Ersatzbefriedigung?Im Spiel ist beides angelegt: das Sich-Aufheizen und das Sich-Abreagieren. Auf jeden Fall gehören feste Regeln dazu und ein Rahmen, oder sagen Sie: ein Spielfeld, an das sich jeder Mitspieler zu halten hat.Gilt das auch für das Glücksspiel?Sagen Sie lieber Pechspiel dazu: Das Glück, zu gewinnen, haben ja nur ganz wenige. Alle wissen das, und doch geben sie sich der Illusion hin. INTERVIEW: PHILIPP MAUSSHARDT

HERMANN BAUSINGER, 78, ist emeritierter Professor für Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen