Strahlende Äcker

Braunschweiger Forscher zeigen, dass Phosphatdünger deutlich mehr toxisches Uran enthalten als Gülle und Mist

Als hätten sie’s gewusst: „Atom Heart Mother“ heißt eine frühere Pink Floyd-Platte, erschienen 1970, mitten im kalten Krieg. Das Cover zeigt die Kuh als friedliches Gegenbild zum Horrorszenario einer atomar verseuchten Umwelt – dass da auch im Kleinen was dran ist, bestätigen jüngste Untersuchungen der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig: Gülle und Mist sind im Gegensatz zu industriell hergestelltem Mineraldünger deutlich weniger mit dem toxischen Schwermetall Uran belastet.

Während etwa beim Mineraldünger mit Triple-Superphosphat zwischen 85 und 191 Milligramm Uran pro Kilo Rohphosphat gemessen wurden, sind es beim sogenannten Wirtschaftsdünger aus Gülle und Mist maximal zwei Milligramm pro Kilo. Bei beiden Dünger-Varianten ist das Uran ein Begleitelement des Phosophors, der nötig ist, um ausgelaugte Böden für Kulturpflanzen wieder fit zu machen.

Mit den Düngemitteln kommt das Uran in die Nahrungskette. Eine akute Gefahr entsteht daraus nicht, aber eine langfristige: Uran reichert sich im Körper an, die gesundheitlichen Auswirkungen sind eine Frage der Menge, die über die Zeit aufgenommen wurde. „Untere Grenzwerte der Schädlichkeit gibt es beim Uran nicht“, so Ewald Schnug von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft.

Wobei ein zweites Argument für die Gülle als Dünger spricht: Wer mit Mist düngt, muss keinen Phosophor abbauen. Was interessant wird, da „Phosophor eine endliche Ressource ist, die in etwa 25 Jahren zu Ende gehen wird“, so Schnug.

In Deutschland ist der Einsatz von Mineraldünger rückläufig: Zwischen 1.7.2002 und 1.6.2003 wurden 327.000 Tonnen Mineraldünger verwendet, Anfang der 1990er Jahre waren es noch 519.000 Tonnen. Beim Industrieverband Agrar erklärt man den Rückgang damit, dass die Bauern sparen – Mineraldünger ist teuer. Und die Gesundheitsproblematik? „Das Problem ist schon vor 20 Jahren diskutiert worden“, so eine Sprecherin des Industrieverbands. „Das wird ständig geprüft. Wenn Menschen gravierend gefährdet wären, hätte man längst Konsequenzen gezogen.“

Klaus Irler