Billiger zum Doktor

Erstes „Hausarztmodell“ startet ab März in Hamburg: Kostenersparnis und Verzicht auf Datenschutz

Eine weitere Stufe der Gesundheitsreform wird ab März in Hamburg umgesetzt: Über die Teilnahme am „Hausarztmodell“ können Mitglieder der Barmer-Krankenkasse Praxisgebühren sparen. Verpflichten sie sich, bei Krankheit stets einen zuvor festgelegten Hausarzt aufzusuchen und alle Medikamente in derselben Apotheke zu erwerben, brauchen sie die Gebühr nur einmal im Jahr zu entrichten. Ärztekammer-Chef Michael Reusch begrüßt es als „sinnvoll, derartige Modelle zu erproben“.

Die Krankenkasse verspricht sich davon, Doppeluntersuchungen und medizinisch nicht zwingend erforderliche Behandlungen einzusparen. „Jede zweite Röntgenuntersuchung ist verzichtbar“, erklärt der Landesgeschäftsführer der Barmer Nord, Thomas Wortmann. Durch die Festlegung auf eine „Hausapotheke“ soll vermieden werden, dass PatientInnen über die Einnahme miteinander unverträglicher Medikamente selbst Krankheiten produzieren. 300.000 Menschen jährlich müssen laut Wortmann aufgrund von Fehlmedikation ins Krankenhaus. Führt künftig die Apotheke eine Liste aller erworbenen Medikamente, führe das zu „mehr Arzneimittelsicherheit“, so Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins.

Allerdings erkaufen sich die Teilnehmer ihre Kostenersparnis durch den Verzicht auf Schutz ihrer Krankendaten: Apotheke und Hausarzt sprechen sich bei der Medikation ab, Letzterer erhält die Liste aller von einem Patienten gekauften Arzneimittel – auch derer, die er ohne Arztbesuch erworben hat. EE