so wars
: Tückischer Knäuel aus Seelenkotze

Mitunter sitzt man in einer Schauspiel-Vorstellung und fragt sich: Weshalb kriege ich eigentlich allenthalben soviel privaten Mist (respektive Frust) serviert? Seelenkrämpfe verheirateter Protagonisten, die mal gern mit Sonja in einer billigen Absteige... – abgründige Emotionen triefen giftig nur so aus allen Löchern (pardon: Dialogen und Aktionen). Oder Leon treibt‘s mit Jane, ist aber tiefst im Innersten monogam, weil er ja eigentlich Sonja liebt, seine Ehefrau... Muss mich das interessieren? Gäbe es nicht brisantere Themen unserer Gesellschaft, die auf die Bühne gehörten? Hier soll jetzt keine Spielplandebatte angestoßen werden, aber als Randnotiz sei‘s immerhin vermerkt.

Nichtsdestotrotz: Andrew Bovells Beziehungskrimi „Lantana“, die aktuelle Inszenierung des Bremer Schauspielhauses, packt einen dann doch. Was hauptsächlich an der sensiblen, unaufdringlichen Inszenierungsweise des Regisseurs Nicolai Sykosch wie vor allem an dem unangestrengt, ja fast anmutig agierendem Ensemble liegt. Simultan inszenierte Paarszenen funktionieren in einer Leichtigkeit, die schlichtweg Freude macht. Und das bei derart verschränkten Gedankengängen und Handlungssträngen des australischen Autors, die eigentlich der allgemeinen Verwirrung dienen.

„Lantana“ bedeutet zu deutsch „Wandelröschen“ . Der hübsche Name täuscht, es handelt sich hier um ein äußerst tückisches Gewächs – hochgiftig zudem. Hier also Symbol für Sehnsüchte, die neun Menschen vorgeblich unabhängig voneinander infizieren, aber letztlich Auswirkungen auf alle haben werden. Das endet sogar in einem Todesfall... Das Knäuel der verworrenen Schicksalsfäden aufzudröseln, bleibt Aufgabe des Zuschauers. dab

Die nächsten Termine: 13., 18. und 20. Februar