Maulkorb für Mikich

Was ist los mit den ARD-Politmagazinen? Jedenfalls nichts, was einem die „Monitor“-Chefin erzählen dürfte

Würde man die zahllosen Diskussionsbeiträge zur Zukunft der ARD-Politmagazine in einer Art Beitragscharts ordnen, ergäbe sich folgendes Bild: In den letzten Wochen unangefochten auf Platz eins: „Vier Magazine werden auf dreißig Minuten gestutzt, zwei auf sechzig Minuten verlängert.“ Interpret: WDR-Intendant Fritz Pleitgen. Am Dienstag dann der überraschende Neueinstieg: „Alle Politmagazine sollen nur noch eine halbe Stunde lang sein“, gesungen vom Chor der Programmdirektoren der ARD-Landesanstalten im Remix der dpa. Weit abgeschlagen hingegen der Medien-Kritikerliebling „Die Politmagazine haben überhaupt keine Zukunft, wenn sie so weitermachen wie bisher“ (u. a. taz featuring Christoph Schultheis).

Gern hätten wir dazu auch noch eine weibliche Stimme vernommen, zum Beispiel die zurzeit einzige Politmagazin-Chefin Sonia Mikich, verantwortlich für „Monitor“ (WDR). Doch der ist das Sprechen – erst recht das Singen – ausdrücklich verboten worden. „Frau Mikich darf in dieser Sache nichts sagen“, ließ ihr Sekretariat gestern gegenüber der taz verlauten. Für offizielle Stellungnahmen verwies man an WDR-Fernsehchefredakteur Jörg Schönenborn. Doch auch der wollte wegen der unter den ARD-Intendanten laufenden Verhandlungen nichts sagen. Bis zur Programmklausurtagung der Fernsehdirektoren am 23. Februar müsse man sich noch gedulden. Einzig interessanter Schönenborn-Soundbite: Die Agenturmeldung, die Programmdirektoren hätten sich auf die generelle Kürzung geeinigt, sei in ihrer Ausschnitthaftigkeit „falsch“. Man würde vielmehr umfassend über die Gestaltung der Info-Schiene der ARD diskutieren, wobei eine neue Taktung der Politmagazine nur ein Aspekt unter vielen sei.

Nun, diese Platte leiert schon beim ersten Abspielen – und man fragt sich nur noch dringender, warum nicht Sonia Mikich sie abspielen durfte. Aber bei der vermeintlich großen ARD-Programmreform gibt wohl eh nur noch der vermeintlich große Programmdirektor Günter Struve den Takt vor. Um den Sound schert sich sowieso keiner mehr.

HANNAH PILARCZYK