Fußballfrei

OPEN AIR KINO Ab Sonntag wird das Millerntorstadion wieder für einen Monat zum Freiluftkino. Fußballfilme gibt es diesmal nicht. Dafür jede Menge Lokalkolorit und beinah alle aktuellen Filme, die man noch sehen sollte. Und Flexibilität

Zu sehen ist Lokalkolorit und eine feine Auswahl internationaler Produktionen

VON ROBERT MATTHIES

Kein Fußball. Nicht mal auf der Leinwand. Wer sich in den letzten Jahren in der Liga-Sommerpause des Abends auf die überdachten Businesssessel der Südtribüne des Millerntorstadions gesetzt hat, konnte mit schöner Regelmäßigkeit das runde Leder zumindest noch über die rechteckige Leinwand huschen sehen. Dieses Jahr gibt es nicht einen Fußballfilm im Programm. Zumindest im bislang bekannten. Denn von Donnerstag bis Sonntag ist das Programm diesmal „flexibel“: Was es jeweils zu sehen gibt, wird erst ein paar Tage vorher klar sein.

Dafür setzt man auf eine andere schöne Tradition: Lokalkolorit. Zwar nicht direkt nach Hamburg geht es zum Beginn der diesjährigen Filmnächte am Millerntor. Aber in die Holsteinische Schweiz, zu den „Dorfpunks“ ins verschlafene Kaff Schmalenstedt. Dort ist Mitte der 80er endlich auch der Punk angekommen und aus Malte Ahrens wird Roddy Dangerblood. Zusammen mit seinen Kumpels Fliegenvogel, Flo, Sid, Piekmeier und Günni heißt es Saufen am Lagerfeuer im Wald, Pogo in der Dorfdisco und auch mal Spießer provozieren. Dann gründen sie, weil man damit die jungen Frauen beeindrucken kann, eine Band. Die beim lokalen Talentwettbewerb im Soldatenheim dann nur Vorletzter wird. Letzter wäre natürlich mehr Punk gewesen. Heimliche Tränen der Nostalgie vergießt man am Sonntagabend gemeinsam mit Regisseur Lars Jessen und den Protagonisten. In zwei Wochen geht es dann mit „Fleisch ist mein Gemüse“ weiter. Und auf „Rocker“ und „Nordsee ist Mordsee“ muss auch dieses Jahr niemand verzichten.

Dazwischen ist eine feine Auswahl internationaler Produktionen zu sehen. Am Montag werden in „Brügge sehen. … und sterben?“ für alle Freunde des schwarzen Humors zwei britische Auftragskiller nach Belgien verbannt, am Dienstag zeigen die Coen-Brüder in „Burn after Reading“ wie man eine nicht minder schwarze Spionagekomödie macht und am Mittwoch wird in Gus van Sants „Milk“ das Porträt des ersten offen schwulen Stadtvertreters der USA Harvey Milk gezeichnet. Und Danny Boyles Erfolg „Slumdog Millionaire“ ist am kommenden Sonntag auch zu sehen.

■ So, 21. 6. – Do, 23. 7. (Verlängerung möglich), Einlass ab 22 Uhr, Beginn bei ausreichender Dunkelheit, Millerntorstadion (Südtribüne), Eingang Budapester Straße, www.3001-kino.de