Armeespitze geschasst

Israels Regierung wirft Generalstabschef Jaalon aus Amt. Grund: Meinungsunterschiede. Waffenruhe gefährdet

JERUSALEM/GAZA afp/dpa ■ Israels Generalstabschef Mosche Jaalon muss vor dem für den Sommer geplanten Abzug aus dem Gaza-Streifen zurücktreten. Wie gestern aus Armeekreisen verlautete, beschloss die Regierung entgegen der üblichen Praxis, Jaloons Amtszeit nicht über Juli hinaus um ein Jahr zu verlängern. In der Vergangenheit war es wiederholt zu Streit zwischen Premier Scharon und Jaloon in der Frage des israelischen Abzugs aus Gaza gekommen.

Die Armeespitze nahm den Beschluss dennoch mit großer Überraschung auf. Die Zeitung Jediot Ahronot sprach von einem „Erdbeben“. Als Nachfolger Jaalons kommen sein derzeitiger Vize, Exluftwaffenkommandeur Dan Halutz, sowie Gaby Aschkenasi, der frühere Kommandeur der Militärregion Nord, infrage.

Unterdessen hat Israels Parlament gestern eine Marathonabstimmung über einen Gesetzentwurf zur Entschädigung von Siedlern bei einer Räumung des Gaza-Streifens begonnen. Eine Siedlerfamilie soll laut Medien eine Entschädigung in Höhe von durchschnittlich 1,7 Million Schekel (gut 300.000 Euro) erhalten.

Neues Blutvergießen gefährdet die zwischen Israel und den Palästinensern ausgehandelte Waffenruhe. Militante Palästinenserorganisationen kündigten gestern Rache an, nachdem israelische Soldaten am Vortag im Westjordanland mindestens zwei Palästinenser erschossen hatten. Hamas beschuldigte Israel gestern, die Waffenruhe gebrochen zu haben, und teilte mit, die Palästinenser hätten nun ein Recht darauf zu reagieren.

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