Mord an Wort

Prinzessinnen-Reflektionen im Brauhauskeller

Jelineks Texte auf der Bühne sind wie Kühe auf der Autobahn. Vehikel mit eigener Dynamik. Nobelpreisgekrönte Fremdkörper. Entsprechend artifiziell stehen die Körper der dazugehörigen SchauspielerInnen herum. Nylonglänzend in den schwarzmelierten Katakomben des Brauhauskellers. Ebenfalls gekrönt. Sie sprechen Elfriede Jelineks „Prinzessinnendramen“.

Zuerst Schneewittchen. Sie ist auf Zwergensuche im Wald unterwegs, wo sie den Jäger namens Tod trifft. Der ihr gleich den überflüssigen Rat gibt: „In Sargkleidung sollte man nicht im Wald umher spazieren.“ Männer sind bei Jelinek selten sympathisch, schließlich haben sie Macht über Frauen.

Auch über Dornröschen (rosa Perücke). „Keine rosige Situation“, sagt sie, „das kann ich Ihnen sagen, obwohl aus Rosa gemacht.“ Jelinek liebt Wortspielreihen. „Ich bin ja als Prinzessin eingeweckt, um von einem Prinzen aufgeweckt zu werden.“ Wie auch das Prinzip, Hochreflexives mit Banalem zwischenzuerden. Ohne dieses Trivial-Dropping wären ihre Texte auch ziemlich großhirnrindenlastig.

Was fängt Regisseurin Stephanie Sewella mit Jelineks ebenso intelligenter wie raumgreifender Sprache an? Sie inszeniert ein eher mechanisches Spiel, bis hin zum formalisierten Bühnengeklimper. Alle stehen, eineR spricht – und das ausführlich. Die langglänzende zentrale Metallzunge (Anna Börnsen) wird zum Gedankenlaufsteg, auf dem die Texte plätschern. „Mir ist da leider Wasser in den Körper gedrungen.“ Das war der chorische Beginn.

Das Ende: Teil III, „Rosamunde“. Spricht jetzt Frau Pilcher? Nein, Helimina v. Chézy gleichnamige „Fürstin von Zypern“ stand Patin. „Geben Sie mir bitte noch etwas Wonne für mein Weh.“ Von beidem ist reichlich da. Henning Bleyl

Die nächsten Termine: 26.2., 1.3.