Hort-Eltern stehen wieder auf

Die Horte im Ruhrgebiet wehren sich dagegen, von den Ganztagschulen verdrängt zu werden. Sie wollen die Qualität ihrer Einrichtungen wieder auf die Tagesordnung der Parteipolitik bringen

VON NATALIE WIESMANN

Im Ruhrgebiet formiert sich neuer Widerstand gegen die Abschaffung der Horte. Am kommenden Freitag treffen sich mehrere Dutzend VertreterInnen von Kindertageseinrichtungen in Wickede an der Ruhr, um gegen ihre Schließung zugunsten der Offenen Ganztagsgrundschulen zu kämpfen.

„In den Horten werden unsere Kinder viel besser betreut als in den Ganztagsschulen“, sagt Boris Nawrocki, Sprecher der Elterninitiative in Wickede, die das Treffen organisiert. Pro Gruppe von 20 bis 25 Kindern würden dort zwei Erzieherinnen eingesetzt, in der offenen Ganztagsschule stehe für eine Gruppe nur eine Betreuungskraft zur Verfügung.

Die Horte können sich finanziell nicht mehr halten: Das Land entzieht ihnen bis 2007 die Unterstützung, diese Gelder fließen in die offenen Ganztagsschulen. „In vielen Revierstädten mussten Horte bereits schließen“, sagt Nawrocki. Das sei vor allem für Kinder schlimm, die aus dem Grundschulalter heraus seien. In Horten werden sie bis zum Alter von 14 Jahren betreut.

Noch vor kurzem schien der anfängliche Protest gegen die Verdrängung der Horte durch die Ganztagsschulen befriedet. Das Bündnis „Pro-Hort“, das von Kindertageseinrichtungen, den Gewerkschaften und dem Erzbistum Köln im vergangenen Jahr gebildet wurde, hat seine Kampagne eingestellt. Die Städte Dortmund und Schwerte sind dabei, alle Grundschulen in Ganztagsschulen umzuwandeln.

Als die ersten Ganztagsschulen Anfang 2004 eingerichtet wurden, war die Skepsis noch groß: Bildungsexperten beschimpften das Landesprojekt wegen des meist unqualifizierten Nachmittagspersonals als „Sparmodell“ oder auch als „Halbtagsschule mit anschließender Suppenküche“, das mit der Qualität der Horte nicht standhalten könne. Das Bündnis Pro-Hort sammelte landesweit 120.000 Unterschriften für den Erhalt der Horte.

Schulministerin Ute Schäfer (SPD) will ihr Projekt gegen alle Proteste durchziehen: Bis 2007 sollen 3.000 Grundschulen im Land umgewandelt sein. „Wenn die Städte ihre Horte erhalten wollen, können sie das ja tun“, sagte die Landesministerin kürzlich auf dem Kongress „Ein Jahr Ganztagsschule in NRW“. Sie müssten das Geld, das bisher vom Land kam, dann eben selbst aufbringen.

„Gegen solche Argumente hatten wir keine Chance“, sagt Johannes Bernhauser vom ehemaligen Aktionsbündnis Pro-Hort. Sein Bündnis habe vergebens gegen die „Aldiisierung“ der Bildung gekämpft. Aber eines habe der Protest zumindest erreicht, so Bernhauser: „Wir haben die Öffentlichkeit für die Schwächen des Ganztagsangebots sensibilisiert.“

Nawrocki von der neuen Initiative im Ruhrgebiet reicht das nicht: „Wir wollen vor der Landtagswahl alle Parteien auf ein Podium setzen“, sagt er. Das Thema Horte sei noch längst nicht zu Ende diskutiert.