fußpflege unter der grasnarbe
: Pornos für die Babysitterin

So manch doofer Spruch aus Fußballermund ist mittlerweile Legende. Im Wolfsburger Stadion hat es Andy Möllers „Egal ob Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien“ als Werbung für eine Billigflug-Gesellschaft sogar schon auf eine Werbebande gebracht. Allerdings haben Freunde des gepflegten Wortwitzes seit einigen Jahren ein massives Problem mit der kickenden Zunft: Die Verbal-Rohlinge, die auf dem Highway der Grammatik bereits nach wenigen Metern aus der Kurve geschleudert wurden, traten sukzessive zugunsten smarter Gymnasiasten wie Metzelder und Friedrichs zurück, die einfach nicht mehr dem Klischee vom tumben Fußarbeiter entsprechen. Doch obwohl sie wissen, dass es in Europa verschiedene Länder gibt und keine Agrardialekte wie Mario Basler und Toni Schumacher sprechen, macht sie das nicht unbedingt zu den spannenderen Gesprächspartnern.

Bei allem Intelligenzzuwachs bleibt indes noch ein schwarzer IQ-freier Fleck auf der blanken Weste der Liga: Die Fähigkeit zur intelligenten Lüge ist ebenso unterentwickelt wie die Beherrschung der Grundrechenarten bei einem Hamburger Regionalligisten. Nach einer Schwalbe im Strafraum behaupten neun von zehn Schauspielern, sie seien aufs brutalste dahingerafft worden, weshalb der Schiedsrichter einfach keine andere Wahl gehabt hätte, als einen Elfer zu geben. Von Hilfsgesuchen bei amnesty international vielleicht einmal abgesehen.

Schlichtweg dumm ist solch treudoofe Lügnerei, weil der Spieler einfach wissen müsste, dass zum Zeitpunkt der Lüge bereits Millionen von Fernsehzuschauern in 47 Einstellungen zweifelsfrei nachgewiesen bekommen haben, dass der Gegenspieler etwa zwei Meter neben dem Schauspieler stand. Jedes Wort zu viel erhöht da nur die Peinlichkeit. Allerdings kann man von einem Spieler, der mit allen Mitteln gewinnen will, wohl nicht erwarten, dass er so mir nichts dir nichts zugibt, einen Elfer geschunden zu haben. Deshalb sei als Ausweg aus dem Dilemma die subtile Ausrede empfohlen, wie sie sich kürzlich in einer Videothek mit separater und offenbar schwer zu findender Erotikabteilung abspielte.

Am Kopf einer schnell wachsenden Schlange Wartender hielt eine weibliche Person mittleren Alters den Betrieb auffallend lange auf, ehe ihr der Weg in den Keller gewiesen wurde. Als mutmaßlich schwer christlich sozialisierte Südamerikanerin wollte sie wohl den Eindruck notorischer Heterosexualität nicht dadurch erschüttern, dass sie nach den Lesbenpornos fragte – eine rhetorisch mindestens ebenso schwer zu lösende Sackgasse wie die Rechtfertigung einer Schwalbe. Doch nicht so für besagte Frau: Die erzählte, sie sei im Auftrag ihrer Babysitterin unterwegs, die wiederum nach Zerstreuung verlange, aber – leider, leider – nicht an nackten Männern interessiert sei.

Traumatische Kindheitserlebnisse in Luftschutzkellern, ein „Achtung, Steuerfahndung“-Ruf aus dem Mund des Gegenspielers – es gibt doch bestimmt einiges, was man anführen kann, um zu erklären, warum man sich plötzlich wie vom Blitz getroffen flach auf den Boden geworfen hat. Vielleicht sollte das Taktiktraining demnächst in der Videothek stattfinden.