Selber durchgefallen

betr.: „Durchfall bei Bremer Juristen“, taz bremen vom 17.02.05

(…) Beim Lesen des Artikels drängte sich mir die Frage auf, ob der Verfasser eigentlich noch nie von den traditionell bundesweit (!) schlechten Noten in den juristischen Staatsexamina gehört hat, denn er findet es offensichtlich sehr erschütternd, dass niemand in Bremen mit „sehr gut“ oder „gut“ abgeschlossen hat. Dass ein „vollbefriedigendes“ Examen bereits ein Prädikatsexamen ist, scheint ihm unbekannt zu sein.

Der plakative Vergleich mit den „hervorragenden Ergebnissen“ der Hanse Law School hinkt, da das dortige Studium mit einem Bachelor und nicht mit der juristischen Staatsprüfung abschließt. Angemessen gewesen wäre ein Vergleich der „streng vertraulichen Daten“, die übrigens im Laufe dieses Jahres auf den Internetseiten des Bundesjustizministeriums veröffentlicht werden, mit den ebenfalls dort veröffentlichten Ergebnissen der anderen Bundesländer: Ein Blick auf die Statistik des Jahres 2003 ergibt, dass im Bundesdurchschnitt 0,2 Prozent der Absolventen ein „sehr gut“ erreichten, 2,7 Prozent ein „gut“, 11,9 Prozent ein „vollbefriedigend“ und 26,7 Prozent ein „befriedigend“. 27,6 Prozent bestanden die Prüfung nicht. In Baden-Württemberg lag die Durchfallquote bei 35,5 Prozent, in Sachsen und Sachsen-Anhalt sogar bei 41 Prozent. (…) Da frage ich mich doch, wem es eigentlich nützt, die Bremer Ergebnisse als skandalös darzustellen – wahrscheinlich nur denjenigen, die durch eine Schließung des Staatsexamen-Studiengangs Jura Geld sparen wollen! (…)

Solltet ihr Euch noch einmal an einer Analyse der Bremer Examensergebnisse versuchen, wäre ein bisschen mehr Recherche angebracht. Mit dem veröffentlichten Artikel ist die taz nämlich … durchgefallen NINA NEUMANN, Bremen