kabinenpredigt
: Sarah BSC

Völlig egal, was derzeit passiert, Hertha ist nicht zu stoppen. Warum aber ist das auf einmal so? Weder Immer-noch-Hertha-Mitglied Hoyzer noch die sicher ein bisschen peinliche Aktion, die Geld-Anleihe für den Verein ausgerechnet mit Fotos von Schalke-04-Fans zu illustrieren (obwohl ICH das sehr lustig fand, originell!), nicht mal ein eventuell verlorenes Spiel und schon gar nicht die Häme, die den Verein ja ständig umweht, bremst den erstaunlichen Höhenflug.

Sogar die Zitty hat Hertha entdeckt. Da kann ich nur sagen: „Det ist ja so typisch!“ Jahrzehntelang nüscht über den blau-weißen Verein schreiben, ja so tun, als wäre Hertha peinlich für die Stadt, und dann – wenn auch auf dem Rasen gezeigt wird, wo der Hammer hängt – auf den fahrenden Zug springen. Nee, so jeht det aber nich.

Bleibt die Frage: Warum ist Hertha so erfolgreich? Was ist mit dieser noch in der letzten Saison vor sich hin bolzenden Mannschaft bloß passiert? Ich habe da eine eigene Theorie, eine Vermutung. Vielleicht weiß Falko Götz ja, dass von den Altvorderen lernen siegen lernen heißt. Und vielleicht hat er ein bisschen in den Annalen von Hertha gestöbert und ist dabei über den ehemaligen Spieler und Trainer Klimaschewsky gestolpert. Der hat aus Wut über das schlechte Spiel seiner Elf einen Platzwart an den Torpfosten gebunden, um das Toreschießen zu üben.

Mag sein, dass Götz den Spielern damit gedroht hat, das mit einem von ihnen zu machen, wenn diese Saison nichts passieren sollte. Ach was, einen, alle hintereinander! Ich hätte es als Coach versucht. Man muss doch alle Möglichkeiten ausschöpfen, oder? Dass Klimaschewsky damals Homburger Trainer war, stört nicht. Es geht ja um den Spirit dieser großen Idee. Und seitdem flutscht es bei den Spielern einfach. Wäre doch ’ne Möglichkeit, oder? Und passen würde es auch zu diesem etwas merkwürdigem Verein, dem meine Zuneigung eben darum sicher ist.

SARAH SCHMIDT