Die Reise nach oben ist für Hertha erst einmal vorbei

Auf matschigem Boden verliert Hertha am Sonntagabend in Stuttgart mit 1:0. Nur in der zweiten Halbzeit konnten die Berliner Stürmer die VfB-Defensive nervös machen

Sie können es also doch noch, die Fußballer von Hertha BSC: Verlieren. 1:0 gewann der VfB Stuttgart das Spiel der Tabellennachbarn in der Bundesliga. Die Reise nach ganz oben ist erst einmal vorbei. Klammheimlich hatte sich die Hertha in der Tabelle nach vorn gearbeitet und war schließlich angekommen im Club der Spitzenmannschaften. Elf Mal in Folge waren die Berliner vor dem Spiel in Stuttgart ungeschlagen geblieben und die Erwartungen in der Hauptstadt dementsprechend angewachsen. Jede Menge Selbstbewusstsein hat sich in der Mannschaft aufgebaut – vielleicht war es doch ein wenig zu viel.

Mit dem Gestus der Unbezwingbarkeit baute sich die Abwehr zu Beginn des Spiels vor dem Strafraum auf. 18 Tore hatte sie in der laufenden Saison erst hinnehmen müssen, und die Herren Schröder, van Burik, Simunic und Fathi schienen sich derart sicher zu sein, dass kein weiteres hinzukommt, dass sie gar nicht registriert haben, wie sich Stuttgarts treffsicherer Brasilianer Cacau in der zehnten Minute mit dem Ball am Fuß in Richtung Strafraum der Berliner aufmachte. Dort erwartete man ihn, entgegengegangen indes ist ihm niemand. Und so konnte er sich in aller Ruhe den Ball vorlegen und abziehen. Das 1:0 für die Schwaben versetzte die Berliner für den Rest der ersten Hälfte in eine Art Schockstarre.

Nichts war zu sehen von den technischen Qualitäten des offensiven Mittelfelds. Bastürks Dribblings waren selten erfolgreich. Marcelinho, der nach seiner Grippe wieder mit von der Partie war, konnte ebenso wenig überzeugen, seine Pässe wollten einfach nicht ankommen. Immer wieder versuchte er seine Mitspieler über die Mitte zu bedienen – vergeblich. Die Stuttgarter standen zu gut. Und Hertha kann zunächst gar nicht damit zurecht, auf fremden Platz das Spiel machen zu müssen. Bis dato waren die Berliner ja gerade auswärts so erfolgreich, weil sie auf den Gegner reagieren konnten. Jetzt waren es allerdings die Stuttgarter, die die Möglichkeit hatten, im eigenen Stadion zu kontern. Aber die Schwaben brachten es auch nur auf zwei Torschüsse. Es war ein dürftiges Spiel.

Das sollte sich nach der Pause ändern. Hertha erspielte sich gleich in den ersten Minuten der zweiten Hälfte gute Chancen und zeigte auch sonst mehr Tempo und Ideen im Spiel nach vorne. Die Einwechslung von Stürmer Nando Rafael für den defensiven Mittelfeldmann Nico Kovac war ein weiteres Zeichen des guten Willens. Stuttgart geriet mehr und mehr unter Druck. Sogar Fredi Bobic durfte an vormaliger Wirkungsstätte die letzten 20 Minuten mitspielen. Ja, Hertha wollte es wissen – und Stuttgart kam bisweilen regelrecht ins Schwimmen. Doch aller Druck war vergebens. Jetzt geht es darum, „wieder eine neue Serie zu starten“, wie Nico Kovac nach dem Spiel meinte.

ANDREAS RÜTTENAUER