Hohe Löhne statt mehr Jobs

Die Bochumer IG Metall bekräftigt Forderungen nach einer Lohn- und Gehaltserhöhung von 6,5 Prozent. Über Beschäftigungssicherung und Jobgarantien für Azubis soll später verhandelt werden

AUS BOCHUMELMAR KOK

Die Bochumer IG Metall-Funktionäre sind sich sicher. Der Boom der Stahlindustrie soll einen guten Tarifabschluss für die Arbeiter in der Stahlindustrie möglich machen. Damit der Abschluss finanziell nicht verwässert wird, soll in der Tarifrunde mit den Arbeitgebern aber lediglich vereinbart werden, in naher Zukunft über Beschäftigungssicherung zu verhandeln.

6,5 Prozent Lohnerhöhung erscheint den Bevollmächtigten der Bochumer Stahlbetriebe angesichts der hohen Nachfrage nach Stahl auf dem Weltmarkt angemessen. Und damit von dieser Forderung letztlich möglichst viel beim Stahlarbeiter ankommt, hat sich die IG Metall dazu entschieden, in den Tarifverhandlungen über Arbeitsplätze und Garantien für Auszubildende erst einmal nicht zu reden. Warum das so ist, sagte der erste Bevollmächtigte der IG Metall in Bochum, Ludger Hinse, gestern auf einer Pressekonferenz, die die Forderung der Metallarbeiter begründen soll. „Weil: Wir wollen 6,5 Prozent mehr Lohn“, so Hinse. Über Beschäftigungsgarantien könne später immer noch verhandelt werden. Dazu sollen in der Tarifrunde zumindest Gespräche über Beschäftigungssicherung in naher Zukunft festgeschrieben werden und „nicht erst in der nächsten Krise“.

Die ist nach Meinung der Betriebsräte aber noch fern. Herbert Kastner, stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates der ThyssenKrupp Stahl AG und Betriebsratsvorsitzender des Bochumer Thyssen Stahlwerkes sagt: „Die Euphorie in den Vorstandsetagen ist extrem gut und ich werde keinem Vorstand widersprechen.“

Ohne Widerspruch bleibt auch der Wunsch der Betriebsleitung, die Beschäftigten in Bochum über die Osterfeiertage durcharbeiten zu lassen. „Das haben wir ja auch schon an Weihnachten und Neujahr gemacht“, sagt Kastner.

Dementsprechend halten die Funktionäre der Stahlarbeiter die Forderung nach 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt für realistisch und glauben an eine schnelle Einigung. Erstmals in der Geschichte habe die Gewerkschaft die Termine für alle vier Verhandlungsrunden schon vorab bekannt gegeben, sagt Volker Strehl, Betriebsratsvorsitzender von ThyssenKrupp Nirosta. Da die vorerst letzte Verhandlungsrunde für die 20. April angesetzt sei, könne man spätestens am 1. Mai sehen, ob es geklappt habe, kündigt Hinse eventuelle Proteste an. Dass es trotz der guten Lage der Stahlindustrie Warnstreiks gebe, sei auch in diesem Jahr wahrscheinlich. Bei den vergangenen zwei Tarifrunden sei die IG Metall auch mit Forderungen von rund sechs Prozent in die Verhandlungen gegangen und habe in 2002 3,6 Prozent und für 2004 2,8 Prozent Lohnerhöhung erreicht. Karl Vittinghof, Betriebsrat der ThyssenKrupp Elektroband, glaubt, dass von den geforderten Prozenten diesmal mehr übrigbleibt, denn „jetzt wollen wir auch mal was haben“.