Angst vor dem Totalabriss

Um das Sanierungs-Budget einzuhalten, wollten Planer in Tenever 450 Wohnungen mehr abreißen, als vereinbart. „So nicht“, protestieren die aufgebrachten Bewohner

Bremen taz ■ In Bremen-Tenever könnten in einigen Jahren noch deutlich mehr Wohnungen abgerissen werden als im Rahmen des derzeit laufenden Sanierungsprogramms vorgesehen. „Darüber kann man nachdenken“, sagte Joachim Barloschky von der Projektgruppe Tenever der taz – allerdings erst, sobald das aktuelle, mit Senat und Gewoba ausgehandelte Stadtteil-Sanierungsprogramm abgeschlossen sei. Einem Komplett-Abriss von zwei der drei Z-förmigen Wohnblöcke, den Mitarbeiter des Bauressorts unlängst vorgeschlagen hatten, erteilte Barloschky eine klare Absage. „Das war ohne jegliches städtebauliches Konzept“, ärgert er sich, und „ohne mit dem Stadtteil zu reden“, ergo: „Das geht überhaupt nicht.“

Anlass der Rechenspiele im Bauressort ist der aus dem Ruder laufende Wirtschaftsplan der Osterholz-Tenever-Grundstücksgesellschaft (OTG), einer Public-Private-Partnership zwischen der städtischen Bremer Investitionsgesellschaft (big) und der Gewoba. Nach den ursprünglichen Plänen sollte die OTG 650 Krause-Wohnungen abreißen und ebenso viele sanieren und wieder vermieten. Dafür kassierte sie unter anderem einen staatlichen Zuschuss in Höhe von 30 Millionen Euro. Inzwischen stellte sich heraus, dass die Sanierung der maroden Bausubstanz deutlich teurer wird als geplant – und dass es mehr leerstehende Wohnungen gibt, als erwartet. Der Vorschlag der Stadtplaner: statt 650 sogar knapp 1.100 Wohnungen abreißen und dafür statt 650 nur gut 200 sanieren. „Das hat die Leute hier auf die Palme gebracht“, berichtet Barloschky. Schließlich hätten viele die Abriss-Wohnungen freigemacht, in der Hoffnung, demnächst in eine sanierte Wohnung ziehen können – die es dann nicht mehr geben würde.

Dass die OTG derzeit Probleme habe, Mieter für die noch verbliebenen Wohnungen zu finden, sei kein Wunder, sagt Barloschky. Schließlich habe die Sanierung der ersten zehn Wohneinheiten gerade erst begonnen. Und „in eine unsanierte Wohnung zieht doch keiner“. Rückendeckung erhält er vom SPD-Baudeputierten Carsten Sieling. Dass sich die Wohnungen in Tenever, wenn sie denn saniert seien, nicht vermieten ließen, sei längst keine ausgemachte Sache, sagt Sieling. Es sei immer geplant gewesen, mit einer Imagekampagne für den grundrenovierten Stadtteil zu werben. Die aber „ist überhaupt noch nicht angegangen“.

Bausenator Jens Eckhoff (CDU) hat inzwischen durchblicken lassen, dass er nichts davon hält, das vor wenigen Monaten begonnene Sanierungsprogramm jetzt schon wieder in Frage zu stellen. Er will demnächst alternative Vorschläge präsentieren. sim