„Das Wasser warm oder kalt?“ Fragt Carissima

Jan Feddersens Gastrokritik: Die Salumeria Culinario in Berlin-Mitte fühlt sich auch so richtig an wie Berlin-Mitte

Sommers sah man schon Marie-Louise Beck dort sitzen, genau am Eck, wo sich August- und Tucholskystraße treffen. Und zwar, wie es auch von Joschka Fischer behauptet wird, auf den Außenbänken der Salumeria Culinario, ein im Hochparterre gelegenes italienisches Gasthaus, das im Rücken die aufwändig sanierten Heckmannhöfe hat.

Ein grün-rotes Haus also, das schon Mitte der Neunziger aufmachte, als die jeunesse dorée der Zugezogenen noch dachte, im Bezirk Mitte ließe sich metropol fühlen. Das geht schon, scheitert aber leider oft an seinen Bewohnern.

Im Salumeria Culinario jedenfalls ist man auf diese Kundschaft ebenso eingestellt wie auf die Menschen des Viertels: Man hat sie alle, und das mit gutem Grund. Denn man isst dort sehr gut – gekrönt außerdem von einer weiblichen Bedienungsschar, die, ist man dafür empfänglich, die allerschillerndsten Empfindungen weckt. So baten wir also um die Getränke; der Wein ist famos, schön ausgesuchte Tropfen – doch wir wollten nur Wasser.

„Warm oder kalt?“, fragt Carissima zurück, und wir waren sprachlos. Diese Frage hat noch niemand in Berlin gestellt: Das Mineralwasser, ob mit, halber oder ohne Kohlensäure, könnte auch gewärmt auf den Tisch gestellt werden, sogar zu eben noch trinkbarer Hitze. Feine Idee! Wie kommt sie auf diese Frage? „Manche Gäste denken, dass es ihren Gaumen mit all den schönen Speisen besser tut.“

Und so geschah’s: Dem einen mundete ein schlichter Salat, der von (teils zu) kross gebratenen Hähnchenstücken verziert war – die Sauce war allein schon die Verabredung wert; der andere hielt es eher mit einer Basilikumpestogeschichte – auch sie fein intensiver Art. Das Dessert, italienische Schokoeisküchlein, war fast applauswürdig. Wir wollten uns nicht desillusionieren lassen und fragten deshalb besser nicht, ob diese Süßigkeit in eigener Küche fabriziert wurde.

Nach kleiner Umfrage im familiären Umfeld stellte sich übrigens heraus: Die Gemüsesuppe („Aquacotta con porcini“) mit geröstetem Weißbrot, Parmesansplittern und Eiflocken gilt als bestes Gericht – zumal Kinder eher nicht auf den gelegentlich ja übersäuert-stinkenden Käse so abfahren. Sie mögen diese Suppe ausgesprochen gern. Fragen diese, noch so eine freundliche Geste, nach Nachschlag, gibt es diesen – umgehend! So ist Berlin-Mitte richtig nett, aller schtetlhaften Dörflichkeit zum Trotz.

Schauen Sie beim Hinausgehen in die Vitrine: Solch einen Parmaschinken gibt es in der Stadt nur selten – und der Bauchspeck („Pancetta“) ist auch seinen Preis wert.

SALUMERIA CULINARIO, Tucholskystr. 34, S-Bahn Oranienburger Straße, Tel. (0 30) 28 09 67 67; www.salumeria-culinario.de; Tischbestellung am Wochenende angeraten; Mo. bis Sa., 10 bis ?, So. ab 13 Uhr; Wasser: San Pellegrino; Wein: Lassen Sie sich einen empfehlen – es wird stimmen!