… UND SONST?

Wie schrecklich: Berlin ist endgültig im Mainstream und damit in der Banalität angekommen. Vor einigen Jahren hetzte noch ein rothaarige Lola kreuz und quer durch die Hauptstadt – im Kino. Kurz darauf quälte sich Landei Lolle erfrischend unberechenbar durch die emotionalen Unwägbarkeiten der Metropole – in der ARD. Jetzt will uns der Rumskanal Sat.1 seine Wahrheit über die Stadt aufdrücken – und rutscht noch tiefer als bisher ins Genre Schmalz. Ab kommenden Montag gibt sich Lisa Plenske „Verliebt in Berlin“, jeden Wochentag um Viertel nach sieben. Vorbild für den Leinwandschinken sind die lateinamerikanischen Telenovelas. Und genau danach klingt die Ankündigung des Privatsenders auch.

Die Geschichte, so kurz wie surreal: Die junge Lisa, gespielt vom „Guten Zeiten, schlechten Zeiten“-„Talent“ Alexandra Neldel, ist in „einem einfachen Elternhaus“ im kleinen Ort Göberitz bei Berlin aufgewachsen, eine echte „Unschuld vom Lande“ also in einer „heilen Welt“: Ihr Vater Bernd hat entgegen allen Gepflogenheiten der Region einen Job, die Mutter Helga ist Hausfrau.

Doch das „Mauerblümchen“ Lisa reizt es, Grenzen zu übertreten, etwa die Stadtgrenze nach Berlin. Dort beginnt Lisa, in einem „ganz hippen“ Modeunternehmen zu arbeiten, verliebt sich natürlich heimlich, unheimlich und unglücklich in ihren Chef, erlebt „falsche Eitelkeiten“, „Intrigen“, „Machtkämpfe“ und natürlich „große Gefühle“.

Wie am Ende der Telenovela aus dem „hässlichen Entlein“ (mit Zahnspange) ein „schöner Schwan“ wird – das ist Brauch in den südamerikanischen Endlosserien –, verrät die Produktionsfirma natürlich noch nicht. Nur so viel: Das ganze Getriefe zieht der Kuschelsender über 200 Folgen, mindestens. Täglich werde im Studio in Adlershof gedreht, droht Sat.1.

Danach dürfte das Image Berlins wohl nicht mehr zu retten sein.