Beiersdorfer gegen Hoffmann noch 1 : 1

HSV Der Machtkampf im Vorstand eskaliert: Eine gemeinsame Zukunft ist kaum mehr vorstellbar

Am Montagabend tagte der Personalausschuss des Aufsichtsrats beim HSV. In der Villa von Alexander Otto in Poppenbüttel. Es ging um die Auseinandersetzung zwischen dem Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann, 46, und Vorstandsmitglied Dietmar Beiersdorfer, 45. Sportchef Beiersdorfer sollte sich im Moment eigentlich um die Verpflichtung eines defensiven Mittelfeldspielers kümmern, der zentralen Position im 4-1-3-2-System des neuen Trainers Bruno Labbadia. Stattdessen erwehrt er sich Hoffmanns Attacken.

Damit kennt Hoffmann sich aus. Erfolgreich war er darin auch schon bei Vorstand Christian Reichert, der als Repräsentant der Fans im HSV-Vorstand saß, und Ende März 2008 entnervt das Handtuch warf.

Beiersdorfer schaltete den Aufsichtsrat ein, weil sich Ereignisse gehäuft hatten, die der Sportchef als Mobbing begriff. So hatte Hoffmann eine Reise des Sportchefs nach Tirana, zum Zwecke der Verhandlung mit dem albanischen Nationalspieler Lorik Cana, ausgenutzt, um einen Termin für die Kaderplanung mit Labbadia und Chefscout Michael Schröder zu vereinbaren. Ohne Beiersdorfer. Hoffmann nannte die Scouting- und Nachwuchsabteilung des HSV, für die Beiersdorfer verantwortlich ist, eine „Geldvernichtungsmaschine“. Er bewertete den Saisonausgang negativer als Beiersdorfer, kritisierte dessen angeblich verfehlte Personalpolitik – erhebliche Differenzen im sportlichen Bereich, den Hoffmann nicht mehr allein seinem Sportchef überlassen will.

Hoffmann betreibt seit Jahren die Strategie, Erfolge anderer als seine Leistung zu feiern, für Misserfolge aber andere, im Zweifelsfall Beiersdorfer, verantwortlich zu machen. Auch das ist für den Sportchef inakzeptabel.

Nun ist ein Machtkampf im Gang, bei dem es kaum möglich scheint, dass die beiden weiter zusammenarbeiten können. Um einen der beiden ablösen zu können ist eine Zweidrittel-Mehrheit im Aufsichtsrat notwendig, der in der vergangenen Nacht tagen sollte. Beiersdorfer hat einen Vertrag bis 2010, Hoffmann bis 2011. Der HSV hat sich selbst paralysiert. ROGER REPPLINGER