Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Schwierig, schwierig und doch toll anzuschauen und vor allem bemerkenswert: Thomas Kilppers State of Control“. Bereits ein großer Teil der Fassade des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik ist mit einer Plane, gleich einem einem wuchtigen Fingerabdruck der Geschichte, bedeckt: 46 Motive vom Nationalsozialismus bis heute, von Theo Saevecke, dem SS-Hauptsturmführer, später für das BKA und die CIA tätig und verantwortlich für die Spiegel-Durchsuchung 1962, über die Antifaschistin Olga Benario oder zahlreiche Motive mit RAF-Bezug bis zu Wolfgang Schäubles Daumenabdruck itself. Es sind die Bilder, die Thomas Kilpper im Erdgeschoss des Gebäudes auf 1.600 Quadratmetern versammelt und in den Linoleumboden hat ritzen lassen – das geschichtsträchtige Gebäude als Stempel „deutsch-deutscher Vergangenheit und Gegenwart“, wie es im Begleitext heißt. Und spätestens da fängt es an, schwierig zu werden. Doch schwierig ist ja nicht schlecht, man muss nur nachdenken. Nachdenken darüber, wie es eigentlich um die deutsch-deutsche Gegenwart steht. Oder ob es sich nicht um eine deutsche Gegenwart handelt, egal wie komplex sie nicht zuletzt durch die langjährige Zweistaatlichkeit ist. Im zweiten Stock weht derweil der Hauch der Geschichte durch ein Fahnenmeer mit Abdrücken der einzelnen Motive, die das negative Fundament nun zu einen positiven Bilderwald werden lassen. Ein Labyrinth der Geschichte, das auf Negativem basiert und einen nun, verloren zwischen populären Fragmenten, in Staunen versetzt. Nicht zu übersehen ist dabei allerdings die Bienenwabenstruktur, die die Motive vernetzt und so zu einer abstrahierten Reflexion einlädt, wenn diese biologistische Persepektive auch wiederum in das nächste Chaos und zu nicht weniger Schwierigem führt.

■ Thomas Kilpper: State of Control. Bis 26. Juli, ehemaliges Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Do-So, 11-19 Uhr, Normannstr. 19; nbk, Di-So 12-18 Uhr, Chausseestr. 128; Galerie Olaf Stüber, bis 18. Juli, Di-Sa 13-18 Uhr, Max-Beer-Str. 25;