„Neurotic passte genau zu mir“

ERASMUS FÜR JUNGE UNTERNEHMER Jean-Pierre Galea aus Malta ist der Erste, der dieses neue europäische Austauschprogramm ausprobiert hat. In Barcelona

MADRID taz | Die moderne Cafeteria „Alsur“ in der Altstadt von Barcelona kommt den beiden zupass: ruhige, kleine Tische, guter Cappuccino, überall Computer-Bildschirme und natürlich Wifi. Wenn es im 16-qm-Büro von Neurotic-Web zu viert zu eng wird, kommt Chef Jordi Bufí (32) gern hierher. Ob mit Kunden oder wie heute mit seinem Praktikanten Jean-Pierre Galea, der sich stolz „der erste Teilnehmer am ‚Erasmus für junge Unter-nehmer‘ “ nennt. Der 25-jährige Informatiker stammt aus Malta. Das neue Erasmus-Programm wurde Ende Februar von der Europäischen Union aufgelegt, um Unternehmensgründer zu unterstützen. Bei Bufís Neurotic will das Handwerk des Web-Developping lernen.

„Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Bufí, wenn er aufs ‚Eramus für junge Unternehmer‘ zu sprechen kommt. „In irgendeinem Blog“ habe er darüber gelesen. Den Link zur Seite der EU angeklickt und sofort reagiert. „Ich hatte früher schon Praktikanten von der Universität hier in Barcelona, warum also nicht jemanden aus dem Ausland nehmen?“ Bufí füllte eine Profilseite aus und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Auf Malta las Jean-Pierre Galea die Anzeige. Und auch er war sofort angetan. „Neurotic passte genau zu mir. Und nach Spanien wollte ich schon immer mal, um meine Sprachkenntnisse aufzubessern.“ Gesagt, getan. Bei Neurotic waren sie fortan zu fünft auf 16 Quadratmetern. Die sechs Bildschirme und PCs wurden zusammengeschoben, Galea mit seinem Notebook neben das Fenster platziert, mit Aussicht auf die zwei Meter entfernte Wand des Innenhofs. Den jungen Malteser stört das nicht: „Ich bin hochzufrieden hier, denn von Jordi kann ich viel lernen.“

„Ich fing nach der Uni 1999 als Freelancer an“, erzählt Bufí. Hier eine Webseite, da eine Software anpassen. Die Aufträge wurden immer größer. 2003 gründete er dann mit einem ehemaligen Studienkollegen www.neuroticweb.com. „Der Name ist eine Wortspiel aus Neuronen und Technologie, Information und Kommunikation“, erklärt Bufí, der sich gern als „Internetfreak“ definiert. Bufí und seine Neurotic haben genau die Geschichte, die Galea, der bis vor einem Monat bei einer großen Marketingfirma arbeitete, für sein geplantes eigenes Unternehmen vorschwebt.

„Wir haben viel Lehrgeld bezahlt“, sagt Bufí. Genau das könne ein Programm wie das „Erasmus für junge Unternehmer“ Anfängern wie Galea ersparen. „Sag nein, wenn du ein Projekt nicht klar hast und konzentriere dich auf eine Spezialität“ ist das, was Bufí seinem Praktikanten mit auf den Weg geben will.

Galea hört aufmerksam zu. Er hofft, nach dem Praktikum Unterstützung von der Regierung auf Malta zu erhalten. „Es gibt allerlei Programme für junge Unternehmer, denn Malta möchte weg von der Produktion, hin zu Dienstleistungen“, sagt Galea. Als ersten Schritt will er versuchen in einem der Bürogebäude unterzukommen, die die Regierung für junge Unternehmer kostenlos zur Verfügung stellt. Auch einen Markt hat er schon im Auge. „Malta mit nur 380.000 Einwohnern ist nicht allzu groß, aber wir sind alle perfekt zweisprachig“, sagt Galea. Ein niedrigeres Lohnniveau als im Vereinigten Königreich macht Dienstleister von der Mittelmeerinsel für britische Unternehmen interessant. „Außerdem spreche ich wie viele Malteser Italienisch. Das könnte auch ein Markt sein“, meint der junge Informatiker.

Galea und Bufí schmieden schon gemeinsame Pläne für die Zukunft. Der Malteser hat ein System für Mailmarketing für Unternehmen aufgebaut. „Wer sich auf deren Seiten anmeldet, erhält danach auf sein Profil zugeschnittene Newsletter“, erklärt Galea. Die Open-Software hat er an die Bedürfnisse seiner Kunden angepasst. Genau so etwas sucht Bufí. REINER WANDLER