Simbabwe – ein Land wird zur Terra incognita

Drei der letzten ausländischen Korrespondenten im Reich Robert Mugabes sind heimlich aus Simbabwe geflohen, um der Inhaftierung zu entgehen. „Mugabe will die Wahlen mit möglichst wenig Aufmerksamkeit von außen stehlen“

JOHANNESBURG taz ■ Nur wenige Wochen vor den Parlamentswahlen in Simbabwe am 31. März hetzt Präsident Robert Mugabe seine Polizei verstärkt auf Journalisten. Drei Korrespondenten für ausländische Zeitungen und Nachrichtenagenturen mussten daraufhin vergangene Woche aus Angst um ihre Sicherheit fluchtartig das Land verlassen. Das Regime stellt mit aller Gewalt sicher, dass die Berichterstattung aus Simbabwe fast unmöglich wird, und macht jegliche oppositionelle Stimme mundtot.

Zwei der Journalisten landeten zunächst in Südafrika. Jan Raath, Korrespondent für die Deutsche Presseagentur und die britische Times berichtet gegenüber der taz: „Die Einschüchterung begann am Montagmorgen um 2.30 in der Nacht, als zwei Männer an meiner Haustür klopften.“ Raath aktivierte seine Alarmanlage und sie fuhren davon. Doch um 10 Uhr am selben Morgen tauchten Polizisten in Zivil in seinem Büro auf, das er mit den beiden Kollegen Brian Latham von Bloomberg News und Angus Shaw von Associated Press teilte. Mit der Vorgabe, Hinweisen auf Spionagetätigkeit nachzugehen, durchsuchten sie das Büro. Sie beschuldigten die drei Journalisten, illegal zu arbeiten – ein Vergehen, das bis zu zwei Jahre Gefängnis einbringen kann. Ihr letzter Antrag auf Akkreditierung liegt drei Jahre zurück, und Antworten darauf hatten sie nie erhalten.

Zwei Tage lang suchten die Polizisten im Büro nach Gründen für eine Festnahme, beschlagnahmten Arbeitsmaterial und Dokumente und warfen den Journalisten schließlich Wirtschaftsverbrechen vor, als sie glaubten, Belege für ausländischen Währungstransfers gefunden zu haben. Das ist in Simbabwe illegal, doch da alle drei ständig im Ausland arbeiteten, ist der Vorwurf nicht haltbar, meinte Rechtsanwältin Beatrice Mtetwa. Sie hatte schon Andrew Meldrum beraten, den Korrespondenten des britischen Guardian, der 2003 nach 23 Jahren Arbeit in Simbabwe nach Südafrika deportiert worden war.

Als Raath von Freunden erfuhr, die verdächtigten Journalisten sollten 28 Tage ohne Anklage in Haft gehalten werden, wusste er, dass es Zeit zur Flucht war. „Ich hatte als einer der Letzten des ausländischen Pressekorps überlebt, aber diese Woche machte deutlich, dass meine Zeit abgelaufen ist. Mugabe will die Wahlen mit möglichst wenig Aufmerksamkeit von außen stehlen“, sagt er. Er packte rasch seine Sachen und fuhr mitten in der Nacht Richtung Botswana. Am Grenzposten erhielt er ohne Probleme Einreise und kam dann nach Südafrika.

„Sie wollen uns loswerden, um die Berichterstattung so gering wie möglich zu halten“, sagte auch der 45-jährige Brian Latham der taz, kurz bevor er am Freitagabend ins Flugzeug nach Großbritannien stieg. Auch er hatte mehr als zehn Jahre für ausländische und lokale Medien in Simbabwe gearbeitet. Wiederkommen wird der Brite wohl nicht: „Es ist zu gefährlich.“ Der dritte Journalist, Angus Shaw, besitzt die simbabwische Staatsangehörigkeit und hält sich derzeit noch versteckt – außerhalb der Landesgrenzen.

Nun ist nur noch Peta Thornycroft vom britischen Daily Telegraph in Simbabwe übrig, und die Nachrichtenagenturen Reuters und Agence-France Presse halten ihre Büros dort noch geöffnet. Mugabe hat alle anderen ausländischen Journalisten des Landes verwiesen. Mehr als 70 einheimische Journalisten sind verhaftet und angeklagt worden. Drei unabhängige Zeitungen sind bereits seit längerem geschlossen und lediglich der 81-jährige Präsident Mugabe macht Propaganda in den Medien, von denen die Opposition ferngehalten wird. MARTINA SCHWIKOWSKI