Drei deutsche Soldaten sterben bei Kundus

AFGHANISTAN Tödlicher Unfall mit Panzer – laut Minister Jung während eines Gefechts, laut Isaf nach einem Gefecht. Damit erhöht sich die Zahl der in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten auf 35

BERLIN/HAMBURG rtr/ap/taz | Bei der nordafghanischen Stadt Kundus sind am Dienstag drei deutsche Soldaten getötet worden. Nach Angaben des Sprechers der Nato-geführten Isaf-Truppe starben sie bei einem Verkehrsunfall auf dem Rückweg von einem Gefecht. Nach Angaben von Verteidigungsminister Franz Josef Jung starben sie im direkten Zusammenhang mit einem Feuergefecht mit mutmaßlichen Taliban. Sie sollen bei einem Ausweichmanöver mit ihrem Panzer in einen Wassergraben gerutscht sein. Dabei seien sie ertrunken, berichtete Spiegel-Online unter Berufung auf den Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammed Omar.

Die deutsche Patrouille sei am Morgen etwa sechs Kilometer südwestlich von Kundus von Aufständischen mit Panzerfäusten und Handwaffen angegriffen worden, erklärte die Bundeswehr. Die Soldaten hätten das Feuer erwidert und Luftunterstützung und Reservekräfte angefordert.

Die Zahl der seit Einsatzbeginn 2002 in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten erhöht sich damit auf 35. Der Bundeswehreinsatz werde durch den Tod der drei Soldaten nicht infrage gestellt, sagte Minister Jung am Dienstag in Hamburg. Der Einsatz gehe trotz der Opfer weiter. Damit dürfte Jung versuchen, eine Diskussion abzuwürgen, die längst im Gang ist und die durch die jetzigen Todesfälle noch mehr an Dynamik gewinnen dürfte. Laut Umfragen lehnte schon davor eine Mehrheit der Deutschen den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ab.

Die Region Kundus ist der gefährlichste Einsatzort der deutschen Soldaten am Hindukusch. In den vergangenen Jahren war die Bundeswehr dort immer wieder Ziel von Anschlägen, Raketenangriffen und zuletzt auch militärisch geplanten Hinterhalten, die zu teilweise stundenlangen Gefechten führten. Immer wieder wurden dort deutsche Soldaten getötet. In jüngster Zeit stieg die Zahl der Angriffe auf die Bundeswehr stark an. Ihrerseits patrouillieren die Deutschen jetzt intensiver und stellen Rebellen stärker nach, um ihnen die Initiative zu nehmen. HAN

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