… SENATSSPRECHER RICHARD MENG?
: Journalisten heiße Tipps geben

Senatssprecher Richard Meng ist mit den Hauptstadtjournalisten unzufrieden. Er wünscht sich, dass diese sich stärker für guten Journalismus einsetzen, sagte er am Dienstagabend auf einer Debatte über „Das Ende des Journalismus“ in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung. Wenn Zeitungen zu „Medienhäusern“ würden und Journalisten gleichzeitig einen Artikel für die Zeitung schreiben und einen Text und ein Video für die Webseite machen, dann blieben die Vielfalt und die Zeit für Recherche auf der Strecke. Meng: „Mir fehlt gelegentlich das Engagement von Journalistenseite, das qualitativ zu beeinflussen.“

In vielen Redaktionen finde kein gründliches Nachdenken mehr statt, befand er. Und das nicht nur, weil der Verleger das durch die Zeit- und Personalplanung nicht mehr zulässt, „sondern auch dadurch, dass die Redaktion im Wahn des Wettlaufs mit anderen Redaktionen nicht mehr sieht, dass Recherche Zeit braucht, und die Zeit auch gar nicht mehr sucht“. Die Vielfalt im Journalismus sei nicht nur durch die Fusion von Medienunternehmen bedroht, sondern „auch dadurch, dass oft zu viele dasselbe schreiben“. Die Gefahr liege im „lemminghaften Geleitzugdenken“, sagte Meng: „Wozu brauche ich Medienvielfalt, wenn alle gleich berichten?“

So habe der Wirtschaftsjournalismus etwa den Lesern in den vergangenen Jahren eingebläut, Sparpolitik sei die Zukunft, und Nachhaltigkeit gehe nur mit rigidem Sparen. Dieselben Journalisten „erklären uns jetzt seit einigen Monaten, es kann gar nicht genug Geld ausgegeben werden für Konjunkturprogramme“. Da stelle sich ihm „schon die Frage nach der Qualität und der Kontinuität des Denkens“.

Vielleicht hat Klaus Wowereit deshalb am Montag seine Pressekonferenz nach der Klausur zum Landeshaushalt verspätet begonnen? Geladen war für 15 Uhr, los ging es dann erst knapp zwei Stunden später. Ausreichend Zeit also für die fünfzehn wartenden Journalisten, die sie zum gründlichen Nachdenken nutzen konnten. Leider fehlten diese zwei Stunden dann – wegen des nahe gerückten Redaktionsschlusses – für die Analyse der Finanzpläne des Senats.   HEI Foto: Senat