UNTERM STRICH

Im Iran haben sich 112 Dokumentarfilmer mit einer Videobotschaft zu Wort gemeldet, die mit Untertiteln bei youtube.com zu sehen ist. Stellvertretend für ihre Zunft wirft die feministische Filmemacherin Rakshan Bani-Etemad den staatlichen Medien vor, absichtlich die Wahrheit zu verschleiern: „Indem das staatliche Fernsehen Nachrichten verdreht und unterdrückt, legitimiert es Lüge und Verleumdung.“ Dies provoziere die Iraner zu Konfrontation und Aufbegehren, sagte die 55-Jährige mit ernster Miene. „Die staatlichen Medien werden damit verantwortlich für all die Gewalt, den Terror, den Mord, die soziale Spaltung und die menschlichen Tragödien, die sich gerade im Iran ereignen.“ Die Dokumentarfilmer sähen ihre Aufgabe darin, Wahrheit und Vielfalt abzubilden, so Bani im Manifest der 112. Im schwarzen Schleier vor der Kamera sitzend appellierte sie an die staatlichen Journalisten, es ihnen nachtun: „Unsere Gesellschaft hat eine jahrtausendealte Geschichte. Reißt uns nicht auseinander!“ Bani-Etemad setzt sich in ihren Filmen immer wieder mit Tabuthemen wie Armut, Verbrechen und Repression auseinander. 1995 feierte sie ihren internationalen Durchbruch mit dem Film „Rusari abi“ in Locarno.