büro streik
: ver.di daddelt

Auf den ersten Blick ist das keine schlechte Zeit für Warnstreiks im Ruhrgebiet. Es schneit – und auch soziale Kälte meinen die Beschäftigten der NRW-Landesregierung zu spüren. Länger arbeiten, Kürzungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld – im Tarifkonflikt mit den Ländern wollen die Dienstleistungsgewerkschafter nicht nachgeben.

KOMMENTAR VONMARTIN TEIGELER

Sentimentale Kollegen mögen sich das Herz wärmen, bei Massenkundgebungen und Arbeitsniederlegungen, bei heißem Tee mit Rum am Streikposten. Ältere werden sich wehmütig erinnern an den großen ÖTV-Streik von 1974, als drei Tage die Müllabfuhr nicht kam und der Staat prompt 11 Prozent mehr Lohn spendierte. Venceremos! Prost – und ein kräftiger Schluck aus der Pulle für alle!

Doch die 2005er Warnstreik-Strategie von ver.di ist riskant. Fast scheint es so, als spiele ver.di nur mit alten Kampfinstrumenten. Die Zockerei passt aber nicht so ganz zu den ernsten Zeiten. Die Kollegen im Ruhrgebiet, die gestern warnstreikten, werden von Freunden und Bekannten wahrscheinlich um ihre sicheren Arbeitsplätze beneidet. Anders als bei Opel, Siemens und Karstadt müssen die Landesbediensteten kaum um ihren Job bangen. Zudem ist die Streikfähigkeit der Gewerkschaft durch den Mitgliederschwund der letzten Jahre eingeschränkt. Darüberhinaus wirken die Warnstreiks gerade in NRW deplatziert. Die hiesige Landesregierung gehört nicht zu den Scharfmachern im Tarifkonflikt. ver.di sollte besser woanders daddeln.