gottschalk sagt
: Vom Recht auf Rausch im Rat

CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag

Im Rathaus gibt es wieder Bier. Aus Platzgründen, so hieß es, habe es während der dreijährigen Renovierung keinen Ausschank gegeben. Das stimmt nur so halb. Wenn ich mich recht erinnere, fand der Ausschank wegen der Arbeiten zunächst neben dem Sitzungssaal statt, wurde dann aber abgeschafft, weil die pausierenden Ratsmitglieder so laut waren und die Kollegen beim Regieren störten. Jene Ratsmitglieder, die nicht bereit waren, Lokalpolitik (verzichten wir hier mal auf Jahrhunderte alte Wortspiele) nüchtern zu ertragen, wurden darauf verwiesen, dass es in fußläufiger Entfernung zum Rathaus genügend Kneipen gebe. Es waren übrigens Vertreter der Wirtschaft (verzichten wir hier mal auf Jahrhunderte alte Wortspiele), die den Kölsch-Ausschank im hohen Hause kritisierten. Vielleicht haben sie Angst, dass die Politiker abends in den Hinterzimmern, wo wirklich Politik gemacht wird, nicht mehr genügend Durst haben.

Doch sie kommen natürlich nicht gegen Schrammas Argument an, der anmerkte, dass die Ratsmitglieder ihr Ehrenamt in ihrer Freizeit ausübten. Was ich so interpretiere, dass man nach Schrammas Ansicht niemandem verbieten kann, sich in seiner knapp bemessenen Freizeit zu betrinken, Ratssitzung hin, schwerwiegende Entscheidungen über die Zukunft unserer schönen Domstadt her. Recht auf Rausch im Rat.

Der Drogenkonsumraum am Hauptbahnhof dagegen soll aus finanziellen Gründen geschlossen werden. Könnte man ihn nicht durch den Getränkeverkauf im Rathaus finanzieren? Sozusagen von Konsumraum zu Konsumraum? Fraktionsübergreifend saufen für die Gesundheit der Junkies? Fände ich nett.

Um seine Gesundheit sorgen muss sich Peter T. (31, Name geändert). Peter T. gehört für mich in die Rubrik: Verbrecher, die nicht so richtig nachgedacht haben. Wenn man für 30 Euro FC-VIP-Karten verkauft, die man gar nicht besitzt, sollte man sich darüber im Klaren sein: Irgendwann fliegt die Chose ganz sicher auf. Wenn man das in einer Kneipe tut, die „Zum Schnäuzer“ heißt, finde ich das gelinde gesagt mutig. Betrügt man dort auch noch Hooligans, grenzt das an Wahnsinn. Denn wo kann man schon mit 3.000 Euro ein neues Leben anfangen, wenn man sich in Bickendorf nicht mehr sehen lassen kann. In Vingst?