Vollendete Song-Törtchen

Adrettes Äußeres, süße Girarrenklänge, warme Stimme: Evan Dando, Verweigerer des Indie-Pop, in der Tanzhalle

Was ist eigentlich mit Evan Dando los? Baby, I‘m Bored, das letzte Soloalbum des legendären Lemonheads-Sängers, ist bereits vor mehr als zwei Jahren erschienen – und mal wieder war dazwischen fast nichts von Dando zu hören. Evan Dando ist ohnehin der hübscheste Verweigerer im Indie-Pop. Ein halbes Jahrzehnt war er nach dem Ende der Zitronenköpfe in der Versenkung verschwunden – scheint dem regulären Arbeitsleben einfach nicht sonderlich zugetan zu sein. Dando macht nicht gerne mehr, als er muss.

Warum auch? Denn schließlich ist der 1967 geborene Gitarrist und Sänger aus Boston nicht irgendein Hanswurst, sondern eben das Original, Evan Dando – der Mann, der schon immer nur eins konnte, das aber vollendet: kleine Gitarrensong-Törtchen aus ganz einfachen Zutaten backen, aus ein paar perfekt gemischten Akkorden, die so süß schmecken, dass man einfach immer wieder zugreifen will. Indie-Pop, gerade bei Dando macht der verstaubte Begriff tatsächlich Sinn.

Dazu kommt natürlich die Stimme. Die ist so nett und wärmend wie ein Saunabesuch mit alten Kumpels. Die ist so toll, dass sich Dando mit seinen 1997 aufgelösten Lemonheads sogar an „Mrs. Robinson“ oder Suzanne Vegas „Luka“ vergreifen konnte, ohne peinlich zu wirken. Deshalb ist natürlich klar, dass jeder, der 1992 „It‘s A Shame About Ray“ liebte, auch jetzt wieder vor der Bühne stehen wird. Das könnte einige Überraschungen bringen, denn Dandos Freundeskreis ist groß. Könnte also gut sein, dass irgendeiner von seinen Liebsten – Ben Lee, Howe Gelb, John Convertino, Joey Burns, Ryan Adams, Julianna Hatfield oder Chris Brokaw, allesamt Legenden des US-Underground wie Dando selbst – mit auf der Bühne steht, wenn der schöne Evan jetzt in die hiesige Tanzhalle kommt. Marek Storch

So, 27.2., 21 Uhr, Tanzhalle St. Pauli