„Sich was gönnen“

Ökologisches landet nicht nur im Einkaufskorb der Jungen und Gutverdiener. Auch Rentner greifen biologisch zu

taz: Frau Engels, darf es manchmal auch Bio sein?

Hannelore Engels: Nicht nur manchmal, sondern regelmäßig und mit steigender Freude: Bio schmeckt meinem Mann und mir einfach besser. Außerdem habe ich ein gutes Gefühl, wenn mein Essen nicht mit Chemie behandelt wurde. Ich glaube auch, dass Bioessen gesünder ist.

Wie oft greifen sie beim Einkauf auf Bioprodukte zurück?

Eigentlich bei jedem Einkauf. Kartoffeln oder Fleisch sind ziemlich schwer zu tragen, darum bestelle ich die bei einem Brandenburger Biohof, der einmal in der Woche frisch anliefert. Ansonsten kaufe ich bei uns um die Ecke in der Bioabteilung eines großen Kaufhauses: Brot, Milch und Eier und vor allem frisches Obst und Gemüse. Dass im Apfel auch einmal ein Wurm ist, stört mich nicht. Das zeigt nur, dass es ihm schmeckt! Gemüse und Obst muss man einfach gut abwaschen. Da ist ja keine Chemie dran, die kleine Tiere abschreckt.

Ist der Einkauf für sie als Rentnerin finanzierbar?

Na ja, manchmal muss ich schon schlucken: Gestern hatte ich einen ganz kleinen Blumenkohl im Einkaufswagen, der sollte 2 Euro 99 kosten. Dann habe ich aber gedacht: Warum soll man sich nichts gönnen? Gerade in meinem Alter. Fleisch vom Biometzger kostet zwar mehr als von der normalen Fleischtheke, dafür schmeckt es besser und schrumpft nicht so zusammen. Selbst wenn ich die Schnitzel langsam schmore, behalten sie ihre Größe. Von den Discountläden, in denen die Lebensmittel billig sind, halte ich nicht sehr viel. Dort kaufe ich nur Getränke und meine Hautcremes. Gute Cremes kosten da nur 5 Euro.

Viel Lob und keine Kritik?

Doch. Ich bin auf eine Gehhilfe angewiesen, mit der ich nur schlecht durch die engen Gänge im Biomarkt komme. Da stehen oft Kartons herum, die noch nicht ausgepackt sind. Ich beobachte immer wieder, dass auch Frauen, die einen Kinderwagen schieben, dieses Problem haben.

INTERVIEW: ANGELA VOLKERS