Die französische Autoindustrie macht es vor

Peugeot-Citroën und Renault stehen blendend da – trotz Gewinnrückgangs bei Peugeot. 35-Stunden-Flexibilität

PARIS taz ■ Im Gegensatz zu anderen Autoherstellern geht es dem französischen Konzern PSA gut. Im vergangenen Jahr stieg der Absatz von Neuwagen der Marken Peugeot und Citroën um 3,5 Prozent. 3,4 Millionen Fahrzeuge verließen die Produktionsbänder, der Konzernumsatz nahm um 4,7 Prozent zu.

Während Ford, Fiat und Opel rote Zahlen schreiben, verbessern PSA und auch die andere französische Firma, Renault, ihre Zahlen ständig. Ein Indikator ist die „Umsatzrendite“, die den Gewinn im Verhältnis zum Umsatz angibt. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres lag die Umsatzrendite bei Volkswagen bei 1,9 Prozent, bei PSA bei 3,7 und bei Renault bei 6,1 Prozent. Im ganzen Jahr 2004, so erklärte gestern PSA-Chef Jean-Martin Folz, habe die Umsatzrendite bei 4,5 Prozent gelegen.

Bei beiden französischen Autobauern ist die Auftragslage gut bis blendend. Ihre Werke sind rund um die Uhr ausgelastet, und ihre Produktivität ist in den vergangenen Jahren massiv erhöht worden. Unter anderem hat dazu die Einführung der 35-Stunden Woche beigetragen. Die seither eingeführte Jahresarbeitszeit nutzen die Autobauer optimal aus: Sie haben für ihre Beschäftigten Zeitkonten eingeführt und lassen sie je nach Auftragsvolumen arbeiten. Die flexiblen Arbeitszeiten liegen bei ihnen seither bei rund 15 Prozent.

Die Lage für die Konzerne Renault und PSA ist so gut, dass beide für das laufende Jahr mehrere tausend Neueinstellungen angekündigt haben – zu den niedrigen Lohnabschlüssen, die die größte Gewerkschaft der Autobauer, die CGT, angesichts der hohen Gewinne eine „Schande“ nennt und nicht unterschrieben hat.

Im Gegensatz zum Renault-Konzern, der 2004 einen Rekordgewinn verbuchte, ging der Gewinn bei PSA 2004 im Vergleich zu 2003 allerdings um 9 Prozent zurück – auf immer noch ansehnliche 1,36 Milliarden Euro (gegenüber 1,5 Milliarden 2003). Verantwortlich für den Gewinnrückgang macht Konzernchef Folz die gestiegenen Rohstoffpreise sowie den härter gewordenen Konkurrenzkampf auf dem Automarkt. PSA-Chef Jean-Martin Folz sprach deswegen gestern von einem „Übergangsjahr“. Unter anderem setzt er auf die erst vor wenigen Monaten lancierten neuen Modelle bei Klein- und Mittelklassefahrzeugen.

Die Lohnkosten können für den Gewinnrückgang bei PSA nicht verantwortlich gemacht werden. Im Vergleich zu Deutschland sind sie extrem niedrig. Selbst nach den am 1. März in Kraft tretenden Lohnerhöhungen von 2,1 Prozent beträgt der Einstiegsgrundlohn bei PSA nur 1.268 Euro.

DOROTHEA HAHN