LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „Protest auf der Reaktorkuppel“, taz vom 23. 6. 09

Sind Atomkraftwerke sicher?

Ich habe den Eindruck, jede Bankfiliale ist mit ihren Alarmanlagen besser gesichert als unsere Kernkraftwerke. Wie ist es möglich, dass rund 20 Greenpace-Aktivisten mit Farbeimern bewaffnet auf das Gelände des Kernkraftwerkes Unterweser gelangen können? Für sie war es kein Problem, die Kuppel des Reaktors zu besetzen und darauf einen Totenkopf zu malen. Was wäre geschehen, wenn Terroristen mit Waffen unbemerkt über den Zaun geklettert wären? Wer glaubt da noch an die Sicherheit deutscher Atomkraftwerke? HEINZ KORNEMANN, Wolfsburg

■ betr.: „Krümmel läuft an“, taz vom 20. 6. 09

Wen kann man da noch wählen?

Seit mehr als drei Jahren reden einflussreiche Politiker von Union und FDP unverhohlen davon, dass sie bei der in diesem Jahr anstehenden Bundestagswahl Mehrheiten anstreben, mit denen der in der vorigen Wahlperiode vereinbarte Atomausstieg rückgängig gemacht werden kann. Sekundiert wird ihnen dabei durch einen raffinierten, millionenteuren Werbeaufwand der Atomlobby. Fragen, ob sie bereit sind, die deutsche Öffentlichkeit endlich einmal offen und ehrlich über die mit dieser Technologie verbundenen Gefahren und Risiken aufzuklären, weichen sie beharrlich aus. Erschreckend ist die Gleichgültigkeit, mit der SPD und Grüne diesem Treiben zusehen. Wenn nun Frau Trauernicht nach nur kurzer Prüfung das Wiederanfahren des pannengebeutelten, nicht mehr dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik entsprechenden Reaktors in Krümmel genehmigt, dann muss man fragen, wie ernst es denn die SPD noch mit dem von ihr seinerzeit mitgetragenen Atomausstieg meint. Wen kann man da überhaupt noch wählen? ULRICH UFFRECHT, Buxtehude

■ betr.: „… wie ein kleines Steak“, sonntaz vom 20. 6. 09

Milchproduktverbrauch senken

Jeder Milch-/-produktverbraucher sollte bedenken, dass ein zu hoher Milch-/-produktverbrauch einhergeht mit der hierfür nötigen „Produktion“ sehr vieler Kälber, von denen dann sehr viele (nämlich die männlichen) zu Fleisch verarbeitet werden. Die CO2-Bilanz kann bei zu hohem Milchverbrauch deshalb wohl kaum günstiger sein als bei zu viel Schweineverbrauch. Es müsste der gesamte Verbrauch tierischer Nahrungsmittel so sparsam wie möglich gestaltet werden, wenn man die CO2-Bilanz (und gleichzeitig die Bedingungen der Nutztierhaltung) verbessern will. Gesünder wäre das auch!

Man könnte Milchviehrassen halten, ohne die männlichen Nachkommen zu schlachten. Aber dann müsste der Milchproduktverbrauch stark – ich schätze etwa auf die Hälfte – gesenkt werden. Da eine Kuh etwa die fünffache Milchmenge des Bedarfes ihres eigenen Kalbes produziert, würden wesentlich weniger Kühe ausreichen, wenn die Menschen etwas bewusster und sparsamer mit Milch-/-produkten umgehen würden und die Lebensmittelindustrie nicht überall Milchprodukte hineinmischen würde.

Es gibt Fleischersatzprodukte ohne Milch, aus Soja und Weizen, die aber leider viel teurer sind als Fleisch- und Wurstwaren, weil sie nicht subventioniert werden und die Nachfrage danach (noch) zu gering ist. Die Ackerfläche direkt für den Anbau pflanzlicher Menschennahrung zu nutzen wäre in der Tat das Sinnvollste, es müsste aber von der Subventionspolitik auch entsprechend gefördert werden. THOMAS RÖDER, Regensburg

■ betr.: „Ultimate Fighting. Taktik und Härte“, taz vom 15. 6. 09

Als ginge es um Sport

Dass die taz dieser „Sport“art und Veranstaltung eine solch umfangreiche Berichterstattung und Diskussion widmet, finde ich ziemlich empörend. Es wird der Eindruck erweckt, als ginge es tatsächlich um Sport. Dabei geht es allein um Kommerz. Geld zu verdienen unterliegt auch den Grenzen, die der Freiheit nach unserem Grundgesetz und den (noch) vorherrschenden moralischen Grundsätzen gesetzt werden. Schon Boxen ist eine grenzwertige Sportart, weil Ziel des Wettbewerbs die Gesundheitsschädigung (Kampfunfähigkeit) des Gegners ist. Aber es gibt wenigstens einen Hauch von Fairness: Wenn ein Niederschlag erfolgt, wird der Kampf unterbrochen oder beendet. Beim Ultimate Fighting fällt nun jede Grenze. Selbst der Niederschlag reicht nicht aus, und die Brutalität oder das Blutvergießen kann gar nicht groß genug sein. Es wird immer wieder über die zunehmende Brutalität von Schlägereien unter Jugendlichen geklagt. Ultimate Fighting ist geradezu eine Anleitung dazu, sämtliche Hemmungen fallen zu lassen.

Noch und hoffentlich immer gilt: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Daran sind sowohl Behörden, Hallenbetreiber als auch Journalisten gebunden. LUDWIG HOFFMANN, Wernigerode

■ betr.: „Schüler dürfen weiter Noten geben“, taz vom 24. 6. 09

„spickmich“ ist kontraproduktiv

Die Schule soll maßgeblich dazu beitragen, heranwachsende Menschen zu demokratischen Würdenträgern, sprich mündigen Menschen reifen zu lassen. In meinen Augen heißt das auch, für seine Überzeugung und Meinung einzutreten und vor allem Verantwortung dafür zu übernehmen. Ein Portal wie „Spickmich.de“ ist für eine solche Entwicklung kontraproduktiv. Denn es bietet Schülern die Möglichkeit, sich in der Anonymität hinter ihrer Meinung zu verstecken. Das hat für mich wenig mit Mündigkeit und Verantwortungsbewusstsein zu tun; die Grundlagen einer entwickelten Persönlichkeit und (demokratischen) Gesellschaft.

In diesem Sinne würde ich mir wünschen, dass das Augenmerk in dieser Diskussion auf etwas anderes gelegt wird, als die Richtig- oder Unsinnigkeit dieses Portals: nämlich darauf, ob unsere Schulkultur demokratisch genug ist. Wäre sie das, dann wäre ein solches Portal sowieso überflüssig, denn dann könnten SchülerInnen in ihrem Namen mit LehrerInnen über Zufrieden- und Unzufriedenheiten des jeweiligen Unterrichts und Umgangs miteinander diskutieren. TOBIAS HEIMANNS, Neuss