HypoVereinsbank packt es nicht

Die Münchner Großbank macht schon wieder 2,3 Milliarden Euro Verlust und muss nun noch mehr Stellen streichen. Jeder zehnte Job ist bedroht. Vorstandschef Rampl zeigt sich trotzdem wohlgemut

VON HERMANNUS PFEIFFER

Die HypoVereinsbank freut sich trotz eines Milliardenlochs. Nachdem 2003 noch ein Mini-Gewinn bilanziert werden konnte, stieg der Verlust 2004 auf 2,3 Milliarden Euro an. Um das Loch zu stopfen, sollen tausende Stellen wegfallen. Scheinbar unbeeindruckt verströmte Bankchef Dieter Rampl bajuwarischen Optimismus und erklärte, er sei „ausgesprochen zufrieden“.

Tatsächlich stiegen die Einnahmen aus dem operativen Geschäft leicht, im vergangenen Jahr hatte die Bank einen Verlust von 2,6 Milliarden Euro gemacht. Schuld ist auch dieses Mal vor allem das schleppende Deutschland-Geschäft – in Österreich und den osteuropäischen EU-Ländern dagegen beherrscht die HVB teilweise den Markt.

Sorgen bereiten Rampl aber auch Häuser und Grundstücke. Von der HypoVereinsbank finanzierte Immobilien für 15,4 Milliarden Euro gelten als nahezu unverkäuflich. Zwei Drittel der Problemfälle sind Wohnungsbaufinanzierungen. Geografisch entfallen davon 33 Prozent auf die neuen Bundesländer und 11 Prozent auf Berlin. Diese Problemkredite sollen auf dem Kapitalmarkt verramscht werden. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten, denn auch andere Banken und Sparkassen wollen noch schwer absetzbare Immobilien loswerden– die deutschen Geldgiganten sitzen insgesamt auf faulen Krediten in Höhe von rund 300 Milliarden Euro. Abgesichert ist dieses Loch hauptsächlich mit Büros, Häusern, Grundstücken – die rapide an Wert verlieren.

Die zweitgrößte deutsche Bank tröstet sich mit der noch dunkleren Vergangenheit: Schon vor zwei Jahren drohte das Institut wegen der eigenen Altlasten und dem Ballast aus der Fusion mit der Bayerischen Vereinsbank in die Knie zu gehen. Um die Kosten weiter zu senken, sollen nun noch einmal bis zu 2.400 Stellen – vor allem in Bayern – gestrichen werden, 11.000 waren es schon in den letzten Jahren. Analysten zweifeln jedoch daran, dass das Geschäft in Deutschland dann künftig besser läuft. Außerdem fehlt Eigenkapital, zukunftsträchtige Investitionen in Informationstechnik wurden verschoben, um zu sparen.

Handlungsbedarf sieht auch die Gewerkschaft Ver.di. Anders als bei der Deutschen Bank erscheinen die Hypo-Pläne im Großen und Ganzen plausibel, so Ver.di-Firmenbetreuer Klaus Grünewald zur taz. Details seien noch nicht bekannt – „aber Totsparen oder Rasenmähermethode machen wir nicht mit“. Der angekündigte sozialverträgliche Abbau dürfe nicht heißen, dass die Beschäftigten zu freiwilligen Auflösungsverträgen genötigt würden, wie es in anderen Banken üblich sei. Grünewald sieht „keinen Anhaltspunkt, daran zu zweifeln“, dass es Rampl ernst meine mit seinem Versprechen, mehr Job-Abbau werde es nicht geben.

Voraussetzung dafür dürfte allerdings sein, dass sich die wirtschaftlichen Rahmendaten nicht weiter verschlechtern und die Ratingagenturen mitspielen. Viel Luft nach unten hat das Börsenleichtgewicht nicht mehr.