Die Grünen und ihr Wunderheiler

BERLIN taz ■ Joschka Fischer wird sich entschuldigen! Für seine Fehler in der Visumpolitik! Am Samstag, auf dem Landesparteitag der NRW-Grünen! So stand es am Dienstag in der Rheinischen Post, und seitdem haben der Außenminister und seine Parteifreunde ein Problem mehr am Hals. Denn die Entschuldigungsankündigung, die auf anonymen grünen „Kreisen“ basierte, klang so interessant, dass sie von mehreren Nachrichtenagenturen sofort verbreitet wurde. Was wiederum zur Folge hatte, dass die Erwartungen an Fischers Auftritt enorm gesteigert wurden. Fischer? Entschuldigen? Endlich! Wahnsinn! Und vor allem: Wofür genau will er Sorry sagen? Bisher waren seine Einlassungen dazu ja mehr als vage. So vage, dass selbst Fischers alter Buddy Daniel Cohn-Bendit in der Zwischen-Zeit schimpfte: „Was nicht geht, ist, zu erklären, es seien Fehler gemacht worden, ohne gleichzeitig zu sagen, welche Fehler es nun sein sollen.“ Das sehen auch viele andere Grüne so, doch die offizielle Fischer-Schützer-Linie lautet, der Minister müsse erst einmal alle Akten ganz genau studieren, bevor er sich detailliert zu möglichen Fehlern äußern könne. Also versuchen die offiziellen Grünen jetzt geradezu verzweifelt, die Erwartungen zu dämpfen, damit dann die Enttäuschung nicht allzu groß wird. „Dass sozusagen alles in dieser Rede erklärt wird, was man schon immer mal wissen wollte, das wird natürlich nicht passieren“, erklärte die starke Frau der NRW-Grünen, Umweltministerin Bärbel Höhn, gestern. Gleichzeitig erklärte sie jedoch: „Natürlich erwarten wir, dass er auch was zu der Visadiskussion sagt und da auch seine Position klarlegt.“ Alles klar? Sollte Fischers Rede unter diesen Umständen ein Erfolg werden – es wäre ein Wunder. LKW