Scheytt verzichtet
: Ein Triumph der Provinz

Bis gestern, 11 Uhr, gab es zwei Kandidaten für den neuen Regionaldirektor: Heinz-Dieter Klink beklatschte zuletzt mit seiner SPD-Gelsenkirchen den Landesparteitag und lächelte in Richtung des sich vor ihm auftürmenden Landesvorstands. Oliver Scheytt kümmerte sich derweil um die Kulturhauptstadtbewerbung Essens und zeigte sich als so glaubhafter Regionalpolitiker, dass sich die Beobachter schon fragten, warum sich Essen und nicht die Region bewerbe...

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Doch nicht Scheytt wird am Montag neuer Chef der einzigen politischen Ruhr-Klammer. Er zog seine chancenlose Kandidatur zurück, da die SPD für den braven Sozialdemokraten Klink votiert, der im Herbst seinen tollen Abend erlebte, als er mit 50 aufgeputschten Wahlkämpfern das Gelsenkirchener Rathaus erstürmte, weil sie Oliver Wittkes CDU geschlagen hatten.

Natürlich sagen die Schlaglichter wenig aus über Klinks Eignung; man muss ihm eine Chance geben, sich als Ruhrdirektor zu bewähren. Doch eine Partei, die sich für einen Lokalpolitiker entscheidet, weil er vor allem Sozialdemokrat ist und den Großstadtoberbürgermeister wohl kaum entgegentritt, einer solchen Partei fehlt es an Mut und Klasse.

Scheytts Kandidatur war ein Testfall. Es ist sehr schade, dass er Genossen und grüne Bundesgenossen nicht in die Bredouille bringt, sich zwischen ihm und der kleingeistigen Personalpolitik entscheiden zu müssen.