Ein schwerer Anschlag in Bagdad fordert über 70 Tote

IRAK Die USA wollen bis Monatsende ihre Truppen aus den Städten zurückziehen. Gewalt nimmt zu

BAGDAD dpa/ap | Die Zahl der Todesopfer bei einem Bombenanschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad ist bis Donnerstagmorgen auf 72 gestiegen. Wie der arabische Nachrichtensender al-Dschasira weiter berichtete, sind bei der Explosion auf einem belebten Markt am Mittwochabend über 100 Menschen verletzt worden. Unter den Opfern waren nach diesen Angaben viele Frauen und Kinder. Der Anschlag erfolgte eine knappe Woche vor dem geplanten Abzug der US-amerikanischen Soldaten aus allen irakischen Städten und Dörfern.

Ein Augenzeuge berichtete, auf einem belebten Marktplatz im vor allem von Schiiten bewohnten östlichen Stadtteil Sadr City sei ein Sprengsatz unter einem mit Obst beladenen Transportmotorrad, wie sie von Händlern benutzt werden, detoniert. Es war einer der schwersten Anschläge in diesem Jahr in der irakischen Hauptstadt. In den vergangenen Tagen hat eine neue Anschlagswelle den Irak erfasst. Auch am Donnerstag wurden bei einem weiteren Bombenanschlag in Bagdad wieder nach Polizeiangaben sieben Menschen getötet und 31 verletzt. Der Sprengsatz detonierte an einer Bushaltestelle in einem schiitischen Stadtviertel im Südwesten der irakischen Hauptstadt.

Die Regierung sieht sie im Zusammenhang mit dem Rückzug der US-Truppen. Sie sollen bis Ende des Monats die Städte und Dörfer verlassen und sich auf Stützpunkte außerhalb zurückziehen. Die jüngsten Anschläge schüren die Angst der Menschen vor einer möglichen Verschlechterung der Sicherheitslage nach dem Rückzug.

Die US-Regierung hält allerdings bislang an dem vereinbarten Termin vom 30. Juni fest. Nach einer schrittweisen Reduzierung der Truppenstärke sind im Irak derzeit noch rund 134.000 US-Soldaten im Einsatz.