Stadt prüft Werbefigur

Die Sparkasse Oberhausen prüft nun doch ihren Werbeträger Paul Reusch auf seine Nazivergangenheit

OBERHAUSEN taz ■ Paul Reusch könnte nun doch von der Busfassade verschwinden. Nach einem Bericht der taz lässt die Stadtsparkasse Oberhausen ihre Werbekampagne mit dem umstrittenen Unterstützer des Naziregimes von Historikern prüfen. „Die Berichterstattung war Anlass genug, uns mit der Person Paul Reusch näher auseinanderzusetzen“, so ein Sprecher der Sparkasse. Sie wolle nicht, dass ihre Stiftung durch negative Bewertungen einer von ihnen gewählten Persönlichkeit möglicherweise Schaden nehme.

Bisher diente Reusch in Oberhausen als Vorbild, eine Straße ist nach ihm benannt. Die Stadtsparkasse wirbt sogar mit ihm für ihre „Stiftung Oberhausener Bürger“ und präsentiert ihn auf Bussen der Stadtwerke als „Vorbild“, dessen „Handeln man in die Gegenwart übertragen“ wolle. Der Oberhausener Historiker Peter Lange hat hingegen den wenig vorbildlichen Lebensweg von Reusch erforscht: Für ihn war der Wirtschaftslenker hingegen ein eingeschworenen Feind der Demokratie und Nationalist. So schrieb Reusch zum Beispiel im Mai 1932 in den Münchener Neuesten Nachrichten: „Die Zusammenfassung aller geschlossen siedelnden Deutschen in einem großdeutschen Reich der Zukunft ist zu erstreben. (...) Das demokratisch-parlamentarische System von Weimar ist die letzte Wurzel vieler Übel. (...) Koalitionen mit den Sozialdemokraten sind grundsätzlich abzulehnen, mit den Nationalsozialisten grundsätzlich zu fördern.“

Überzeugt von Reuschs Nazivergangenheit ist die Sparkasse trotzdem nicht. Bisher habe sie noch nicht erfahren können, ob Reusch Mitglied der NSDAP gewesen sei. Weil er Namensgeber einer Straße sei, wurde er in die Bürgerstiftung aufgenommen. „Wir wollen keine spontanen Entscheidungen treffen“, so die Bank. ULRICH BREITBACH