Aus einem Kölner Tagebuch

„Am späten Abend hörte ich soeben einen Augenzeugen-Bericht über das berüchtigte K.Z.-Lager Buchenwald. Es ist nicht übertrieben, wenn ich, bildlich, sage, dass mir beim Anhören jedes Haar einzeln zu Berge gestiegen ist. Angesichts der dort von der S.S. verübten Bestialitäten und tausendfachen Morde und angesichts der aus dem jetzt besetzten Mülheim, Deutz und Kalk berichteten Greuel versagt die Stimme und die Hand weigert sich, darüber weiter zu schreiben. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass Menschen und besonders deutsche Menschen so tief sinken und sich in Bestien verwandeln könnten. Und da wagen es die Verantwortlichen noch, von Untermenschentum und Gangstern bei anderen Völkern zu reden. Hat da nicht der neue Präsident Truman Recht, wenn er sagt: Wir werden die Kriegsverbrecher ergreifen, um sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen, und wenn wir sie bis an das Ende der Welt verfolgen müssten. Wie derartige Berichte, an deren Wahrheit ich nach dem, was hier aus der Elisenstraße und dem Klingelpütz bekannt geworden ist, zu zweifeln keine Veranlassung habe, auf abziehende Teile der Besatzung wirken, kann man sich vorstellen.“

Auszug aus dem Tagebuch von Dr. med. Wolfgang Michels sen., 16. April 1945