Eltern machen Druck

CDU-Abgeordnete sollen Schulbuchgebühr kippen. Schulleiter sprechen von bürokratischem Aberwitz

Der Kreiselternrat Bergedorf hat gestern die Abgeordneten der CDU aufgefordert, am 27. April in der Bürgerschaft gegen die geplante Aufhebung der Lehrmittelfreiheit zu stimmen. Die Politiker sollten „politische Gestaltungskraft beweisen“ und ein „Signal“ für Kinder und Familie setzen, heißt es in dem Brief. Die Lehrmittelgebühr sei eine „Extrasteuer für Familien“.

Dabei verweist der Elternrat auf das neue Wahlrecht, nach dem die Abgeordneten die Stimmen ihres Kreises benötigen, um ins Parlament zu kommen. Viele Eltern würden das Abstimmungsverhalten „ihrer Abgeordneten“ deshalb „genau beobachten“.

„Wir befürchten einfach, dass dies erst der Einstieg für Gebühren ist“, begründet die Vorsitzende Cornelia Gaarz die Aktion. Die Obergrenze für Büchergelder sei so knapp kalkuliert, dass mit einer baldigen Erhöhung zu rechnen sei, zumal auch Honorarkräfte für die Ausgabe davon bezahlt werden sollen.

Unterdessen hat der Verband der Hamburger Schulleitungen (VHS) gestern eindringlich vor dem Gebührenmodell gewarnt. Weil die Eltern bei jedem Buch einzeln entscheiden dürfen, ob sie es leihen oder kaufen oder auch nur ermäßigt leihen, werde der „Aufwand eines mittleren Handwerksunternehmens“ geschaffen, kritisierte der Vorsitzende Klaus Wendtland. Für jedes Kind muss eine Rechnung erstellt werden mit der Liste aller seiner Bücher, den jeweiligen Preisen und möglichen Reduzierungen. „Bei einer mittleren Schule“, so Wendtland, seien dies „600 Rechnungen und 10.000 Einzelpositionen“.

Hinzu komme, dass die Schule ein Konto einrichten müsse, das obendrein mit 7 Prozent Umsatzsteuer belegt werde. Auch müssten die Schulen sich jetzt einem Terminplan unterwerfen, Lehrbuchausschüsse gründen und Bücherlisten erstellen, obwohl das Gesetz noch nicht verabschiedet sei. Wer sich solchen „Irrsinn“ ausdenke, so der VHS, habe noch nicht gemerkt, dass Lehrer und Schulen für die Kinder da sind. Wendtland: „Für solchen bürokratischen Aberwitz hat die Schule keine Zeit.“Kaija Kutter