Was lange währt ...

... wird häufig gut. Zunehmend aber sollen Supervisoren mit weniger Zeit, geringerer Frequenz oder kürzeren Stunden gleiche oder zumindest ähnliche Arbeit leisten

In der Supervisionslandschaft zeichnet sich ein Trend ab: Weg von langen hin zu kurzen Supervisionsprozessen ist die Devise. Dahinter stehen vielfach Kosten- und Effizienzdruck, knapper werdende Ressourcen und daher der Wunsch nach wohl dosierter Supervision und Beratung.

Zwar haben viele Kunden erkannt, dass Supervision mittel- und langfristig darauf zielt, die Arbeitsqualität zu optimieren. Zunehmend aber sollen Supervisoren mit weniger Zeit, geringerer Frequenz oder kürzeren einzelnen Supervisionsstunden gleiche oder zumindest ähnliche Arbeit leisten. Das hört sich vielleicht unmöglich an, muss aber genauer unter die Lupe genommen werden.

Was spricht für lange Supervisionsprozesse ...

Supervisionen regen Prozesse bei den Kunden an, die auch über die Stunden hinaus wirken. Ist die Beratung von vornherein beispielsweise auf ein bis zwei Jahre angelegt – mit regelmäßig alle zwei bis vier Wochen stattfindenden Sitzungen –, können auf diesem Wege Ergebnisse abgesichert und „Rückfälle“ in altes, ungeliebtes Verhalten erneut bearbeitet werden. Dies festigt den Transfer in den Arbeitsalltag – jenseits der Supervision.

... und welchen Vorteil bietet der kurze Prozess?

„In der Kürze liegt die Würze“, sagt es bereits: Gewürzt und angereichert mit guten Interventionen können Prozesse, die sich etwa auf zehn bis zwanzig Einzelsupervisionen beschränken, die Effektivität erhöhen – zumal alle Beteiligten um die Kürze wissen und zu mehr Lösungsorientierung bereit sind. Für den Supervisor ist die Gefahr geringer, Neutralität und Abstand zu den Teilnehmern und zum Prozess zu verlieren. Sie oder er ist gefordert, Anliegen orientiert, konkret und auf den Punkt bringend zu erarbeiten. Die Zeiten zwischen den Stunden werden umso wichtiger und die Kunden arbeiten in dieser Zeit weiter, teilweise sogar mit kleinen Aufgaben.

Ein auf breiter Basis anerkannter Beratungsansatz postuliert genau dies: Ursprünglich aus Italien kommend, durch verschiedene internationale Experten weiterentwickelt, ist mittlerweile auch in Deutschland systemisches Arbeiten weit verbreitet. Es führt hier zu weit, diesen Ansatz zu erläutern, gleichzeitig wären obige Ausführungen unvollständig, wenn systemische Supervision nicht erwähnt wäre.

Eine Warnung bleibt jedoch: Es gibt Grenzen der Zeitreduktion; nicht zuletzt müssen u. U. Ziele zurückgeschraubt werden. Um eine Ergebnissicherung und -überprüfung zu gewährleisten sollten einzelne Supervisionseinheiten mit zeitlichem Abstand eingeplant werden. Dr. Maren Vogt

Dipl.-Psychologin, Beraterin und Trainerin, Geschäftsführung metapunkt, Tel.: 040/44 50 69 29, www.metapunkt.de