Der Dochnochdirektor

THEATER Wolfgang Patzelt ist vorerst weiterhin für die Finanzen am Goetheplatz verantwortlich, die angestrebte Vertragsauflösung gescheitert

Nach Angaben von Hans-Joachim Frey hat „Aida“, die Open Air-Produktion an der Waterfront, bereits den ökonomischen break even erreicht: „Wir sind schon in der Gewinnzone“, sagt er der taz.

Im Vorfeld waren die Produktionskosten um 400.000 Euro auf 1,1 Millionen erhöht worden, um mehr Vorstellungen spielen zu können und einen besseren Regenschutz zu gewährleisten. Weitergehende Wünsche des Intendanten, der unter anderem eine große Pyramide als Teil des Bühnenbildes hatte errichten wollen, lehnte der Aufsichtsrat des Theaters angesichts der Finanzlage des Hauses ab. Spannend wird die Vollkostenrechnung: Bei den 1,1 Millionen handelt es sich Unterlagen der Kultureputation zu Folge nur um eine On top-Kalkulation: Sie beinhaltet die Extra-Ausgaben für die Produktion im alten Hafen, nicht aber die durch „Aida“ gebundenen Kapazitäten des Goetheplatzes. HB

Die angekündigte Vertragsauflösung des kaufmännischen Geschäftsführers des Theaters Bremen, Wolfgang Patzelt, steht wieder auf dem Prüfstand. Nach Bekanntwerden des Liquiditätsvorgriffs von 3,3 Millionen Euro hatte das Kulturressort entsprechende Verhandlungen bestätigt, die mittlerweile jedoch – zumindest im ersten Anlauf – offenbar gescheitert sind. Das Ressort selbst spricht von einem weiterhin „schwebenden Verfahren“, deshalb sei keinerlei Kommentar möglich.

Die ursprüngliche Planung sah vor, bereits zum Sommer einen neuen kaufmännischen Verantwortlichen zu suchen, der die aus dem Ruder gelaufenen Finanzen des Hauses neu ordnet. Dieses Verfahren gilt nun vermutlich als zu kostenträchtig: Da Patzelts Vertrag noch längerfristiger als der des künstlerischen Geschäftsführers, Hans Joachim Frey, geschlossen wurde, würde eine Abfindung mehrere Hunderttausend Euro teuer – in der derzeitigen Situation eine öffentlich kaum zu vermittelnde Ausgabe. Patzelt, von dem ebenfalls keine Stellungnahme zu erhalten war, ist seinerseits in einer schwierigen Lage: Eine Rückkehr in den alten Job in der Automobil-Logistikbranche scheint schlecht möglich: Patzelts dortige Stelle wurde nach dessen überraschendem Wechsel ins Theater ersatzlos gestrichen. Während der großen Insolvenz-Krise 2005 beerbte Patzelt als Seiteneinsteiger auf Initiative des damaligen CDU-Kultursenators Jörg Kastendiek den entlassenen Goetheplatz-Geschäftsführer Lutz-Uwe Dünnwald.

Patzelt kann sich durchaus das Verdienst zuschreiben, dass die letzte Spielzeit der Pierwoß-Ära mit einem positiven Saldo abschloss. Wegen der neuerlichen finanziellen Probleme, vor allem für deren späte Offenlegung im Aufsichtsrat, zog sich die Geschäftsführung allerdings harsche Kritik zu: Der Aufsichtsrat formulierte, ein seltener Vorgang, eine regelrechte Rüge. Die allein würde allerdings keine fristlose, also abfindungsfreie Kündigung rechtfertigen. Nun wird hinter den Kulissen nach einer neuen Lösung gesucht. HB