Ahnen als Urlaubsanimateure

HERITAGE-TOURISMUS Eine Kampagne soll deutschstämmige Amerikaner zur Ahnenforschung nach Deutschland locken um den Tourismus anzukurbeln

Vor 400 Jahren wanderten die ersten Deutschen nach Amerika aus, um in der „Neuen Welt“ ihr Glück zu versuchen. Vor allem Bremerhaven und Hamburg öffneten mit ihren Häfen vielen Emigranten das Tor zu einem anderen Leben. Eine bundesweite Kampagne möchte jetzt deutschstämmige Amerikaner nach Deutschland holen und damit den Tourismus ankurbeln.

Durch den so genannten „Heritage-Tourismus“ sollen Nachkommen der Auswanderer auf der Suche nach den Wurzeln der eigenen Herkunft Deutschland besuchen. Mit Anzeigen im Internet wollen Vertreter aus Kultur, Politik und Tourismus für die etwa 50 Millionen deutschstämmigen Amerikaner „neue Reiseanlässe generieren“: Maßgeschneiderte Touren, die den Hobby-Genealogen die Schauplätze des Lebens ihrer Vorfahren zeigen. Das Projekt „Routes to the Roots“ organisiert bereits Reisen, bei denen die Geschichte eines Auswanderers im Zentrum steht. Es werden Heimatvereine und Kirchenbüros besucht, sowie deutsche Familien, die den gleichen Namen tragen wie die „Ahnentouristen“. Im Rahmen der Heritage-Kampagne sollen diese Touren ausgebaut werden.

Die Bundesregierung unterstützt die Kampagne mit 200.000 Euro. „Das Potenzial eines Tourismus, der durch die Spurensuche der eigenen Familiengeschichte motiviert ist, ist außergewöhnlich groß“, sagt Peter Siemering, der in Bremen sitzende Vizepräsident des Deutschen Tourismusverbands. Bereits jetzt verbänden 700.000 der jährlich rund 1,9 Millionen Besucher aus den USA ihren Deutschlandtrip mit familiengeschichtlichen Motiven. Durch die Heritage-Tourismus-Kampagne sollen zusätzlich eine Million Amerikaner geworben werden. Vor allem die großen Auswandererhäfen Bremerhaven und Hamburg seien prädestiniert, den Heritage-Tourismus zu fördern.

„Viele Menschen beschäftigen sich professionell mit dem Auswanderer-Thema“, sagte Ernst Hisken, der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung beim Heritage-Tourismus-Projektstarts in Bremerhaven. „Mir ist es ein besonderes Anliegen, diese Kräfte zu bündeln.“ Dass Ahnenforschung vor allem bei US-Amerikanern zieht, zeigt das Bremerhavener Auswandererhaus: „Fünf Prozent unserer Besucher sind Ausländer“, so Simone Eick, die Direktorin des Auswandererhauses. „Und vier Prozent aller Gäste kommen aus Amerika.“GESA KOCH-WESER