Zahl der Woche
: Hoher Strompreis entlastet Windkraft

5,983

Der Strompreis ist in dieser Woche emporgeschnellt: Am Spotmarkt der Strombörse in Leipzig lagen die Großhandelspreise im Tagesmittel mitunter bei fast 6 Cent je Kilowattstunde. Somit war die Energie zeitweise doppelt so teuer wie im Mittel des vergangenen Jahres. Das höchste Tagesmittel gab es am Donnerstag mit 5,983 Cent je Kilowattstunde. Dass damit auch für Stromkunden früher oder später weitere Preiserhöhungen drohen, liegt auf der Hand.

Energiepolitisch interessant an diesen Preisen ist aber ein anderer Aspekt, weil er die Windkraft in ein völlig neues Licht rückt: In dieser Woche war Windstrom zeitweise billiger zu haben als der fossil-atomare Strommix an der Börse. Denn nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz bekommen Windkraftanlagen an guten Standorten nach fünf Betriebsjahren nur noch 5,4 Cent je Kilowattstunde vergütet.

Dass ein solches Preisgefüge irgendwann zur Regel wird, gilt in der Windbranche als unstrittig. „Wir werden 2012 mit Gas auf gleicher Augenhöhe Strom produzieren“, hatte Fritz Vahrenholt, Vorstandschef des Windkraftanlagenbauers Repower, schon vor zwei Jahren prophezeit. Denn die Kosten der Windkraft sinken stetig, was sich auch in der jährlichen Absenkung der Einspeisevergütung um zwei Prozent niederschlägt. Zugleich aber werden die Preise fossil und atomar erzeugten Stroms weiter steigen, das zeigen die Preise langfristiger Lieferkontrakte. Dass sich die Kurven in einigen Jahren schneiden werden, gilt als sicher – zumal bei der aktuellen Strombörsenentwicklung.

Bleibt die Frage nach den Ursachen des aktuellen Preisanstiegs. Natürlich sind sie vielfältig. Zum einen spielt der Ölpreis, in dessen Gefolge auch der Gaspreis für die Kraftwerksbetreiber steigt, eine Rolle. Öl verharrt seit Monaten auf hohem Niveau und erreichte in dieser Woche wieder die 50-Dollar-Marke. Noch entscheidender aber war die kühle Witterung, die in weiten Teilen Europas den Verbrauch anheizte. Speziell Frankreich war betroffen, wo die Nachfrage bei Kälte wegen der verbreiteten Stromheizungen besonders heftig anzieht – mit jedem Grad um bis zu 1.600 Megawatt. Daher mussten in dieser Woche über Tage hinweg rund um die Uhr 5.000 Megawatt von Deutschland nach Frankreich geliefert werden – das führte auch auf dem deutschen Markt zur Verknappung.

Hätte doch nur der Wind stärker geblasen in den letzten Tagen, denn dann wäre der Strompreis deutlich niedriger geblieben. Das bestätigte (übersteigerter Windkraftsympathien unverdächtig) auch ein Sprecher des Stromhändlers Vattenfall Europe Trading: „Der Strompreis ist auch wegen der windarmen Witterung so hoch.“ Ein bemerkenswerter Satz: Die angebliche Preistreiberei der Windkraft hat sich offensichtlich ins Gegenteil verkehrt – zumindest an Tagen wie diesen. BERNWARD JANZING