Lehmann trifft Spiegel

Katholiken und Juden sind sich einig: Holocaust ist nicht relativierbar. Sensiblerer Umgang mit Sprache gefordert

MAINZ ap/epd ■ Katholiken und Juden in Deutschland haben ihre gemeinsame Auffassung bekräftigt, dass die Ermordung der europäischen Juden nicht relativiert werden darf. Das erklärten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, gestern nach einem Treffen im Mainzer Bischofshaus. Keine vollständige Übereinstimmung sei jedoch erzielt worden „in der Interpretation bestimmter vom Zentralrat der Juden kritisierten Äußerungen katholischer Kirchenvertreter aus jüngster Zeit“.

Papst Johannes Paul II. hat in seinem vor wenigen Tagen erschienenen Buch „Erinnerung und Identität“ die Abtreibungspraxis in die Nähe des Holocaust gerückt. Spiegel bezeichnete in einem Interview den Vergleich zwischen einem fabrikmäßigen Völkermord und dem Verhalten von Frauen als unzulässig. Bereits im Januar hatte der Kölner Kardinal Joachim Meisner Abtreibungen in einem Atemzug mit Hitlers und Stalins Massenmorden genannt.

„Kardinal Meisners Äußerung war bestimmt vom Eintreten für das ungeborene Leben. In Zukunft müssen wir aber mit der Sprache noch sensibler umgehen“, sagte Bischof Lehmann. Spiegel äußerte Verständnis für die hohe Bedeutung, die die katholische Kirche dem Schutz des ungeborenen Lebens beimisst. Die jüdische Gemeinde habe kein Problem mit der katholischen Kirche, sondern nur mit Äußerungen von Einzelpersonen. Diese würden aber das gute Verhältnis zwischen ihm und Lehmann nicht belasten.