Uerdinger Grotifant blieb diesmal unverletzt

Beim Niederrheinderby verschafft sich der arme KFC Uerdingen dank 17.000 Zuschauern eine Großeinnahme. Nach dem 1:1 gegen Düsseldorf blieb es in Krefeld friedlich – selbst das KFC-Maskottchen verlebte einen ruhigen Nachmittag

KREFELD taz ■ Als am Samstag das Regionalligaspiel zwischen dem KFC Uerdingen und Fortuna Düsseldorf angepfiffen wurde, wurde wieder einmal klar, dass der Hoyzer-Skandal keine relevanten Auswirkungen auf die Stabilität der Fußball-Basis hat. MVs und Theo Zwanzigers DFB-Scharaden hin, Ante S. und Robert H. her – Fast 17.000 Hardcore-Zuschauer ließen sich trotz Wettaffäre, Winterkälte und Straßenglätte nicht von der Fahrt zur Krefelder Grotenburg abbringen, um sich ein Niederrhein-Derby zwischen zwei drittklassigen Teams anzuschauen. Und nach einem unterhaltsamen 1:1-Unentschieden blieb es in der Uerdinger Ex-Kampfbahn diesmal sogar friedlich.

Vor einem Jahr war der „Grotifant“, das Krefelder Tier-Maskottchen mit dem grauen Rüssel, zum Opfer der Derby-Atmosphäre geworden. Düsseldorfer Hooligans hatten nach dem knappen Pokalsieg ihres Teams das Spielfeld gestürmt und das tumbe Dickhäuter-Imitat erst über den Platz und dann in den Kabinengang gejagt, wo sich das Faktotum hinter breitschultrigen Security-Männern verstecken konnte. Ein halbes Jahr später – erneut traf man in einem hitzigen Pokalspiel aufeinander – soll der Elefanten-Mensch angeblich gar von einem Düsseldorfer angeschubst worden sein. Der Spieler dementierte, einen Videobeweis gab es nicht – und der Grottifant verzichtete auf eine Anzeige wegen Körperverletzung. Auch Samstag drohten die Fans aus der Landeshauptstadt dem Maskottchen in mannigfaltigen Sprechchören wieder Prügel an. Doch dabei blieb es.

Die Aggressivität einiger Düsseldorfer Fans richtete sich eher gegen tollpatschige Fortuna-Spieler. Sehr zur lautstarken Verärgerung der knapp 5.000 mitgereisten Düsseldorfer Anhänger vergaben die drückend überlegenen Gäste gleich reihenweise Großchancen und verpassten so einen hochverdienten Sieg. In der ersten Halbzeit trafen die Fortuna-Angreifer aus vier Metern die Latte, scheiterten aus noch kürzerer Distanz am starken KFC-Torwart Sokolov und beendeten ihre zahlreichen Offensivversuche auch sonst mit pannenreichen Auftritten im Krefelder Strafraum.

Uerdingen, das nach einem starken Saisonstart durch finanzielle Probleme im Umfeld (taz berichtete) auch an Konzentration, sportlicher Qualität und Aufstiegschancen verloren hat, war da schlauer. Zweite Halbzeit, zweite KFC-Torgelegenheit: Ausgerechnet der Ex-Düsseldorfer Michael Hopp traf per Distanzschuss nach einer abgewehrten Ecke in der 68. Minute. Düsseldorfs starkes Mittelfeld um die Nachwuchsspieler Kruse und Lambertz reagierte darauf mit noch schickeren Angriffen. Doch wieder versagten die rot-weißen Abschlußkräfte. Und so musste die (ansonsten gut pfeifende) Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus mithelfen, als sie in der 78. Minute einen vermeintlichen Treffer des Düsseldorfers Mile Bozic anerkannte, der für die allermeisten Zuschauer eher auf der Torlinie retardierte.

„Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen“, stanzte Fortuna-Trainer Uwe Weidemann nach Spielende über die verlorenen Punkte hinweg. Die klammen Krefelder freuten sich ebenfalls: über eine erkleckliche Euro-Einnahme für die leere Vereinskasse. MARTIN TEIGELER