Neu widergespiegelter Schrecken

Von einer Terrorstätte zur Mahnstätte: Die 23 Jahre alte Dauerausstellung in der ehemaligen SS-Schule Wewelsburg wird jetzt neu konzeptioniert. Bund, Land, Kreis und Kommunalverband geben 6,7 Millionen Euro Förderung

Eigentlich wollte sie Heinrich Himmler zum geistigen Zentrum einer „germanischen Welt« machen. Als das Naziregime unterging und mit ihm auch die Pläne des Reichsführers-SS, wünschte er nur noch, dass die Anlage der im heutigen Kreis Paderborn gelegenen Wewelsburg gesprengt würde. Die im Anmarsch befindlichen US-Truppen sollten die Burg nicht mehr einnehmen können. Himmlers Wunsch blieb unerfüllt.

Die seit 1982 auf der Wewelsburg im ostwestfälischen Büren laufende Dauerausstellung zur ehemaligen Kult- und Terrorstätte der SS wird jetzt neu gestaltet und dazu das Kreismuseum Wewelsburg erweitert. 6,7 Millionen Euro sind für das Projekt vorgesehen. Mit im Boot sitzen neben dem Kreis Paderborn der Bund, der das Vorhaben mit Mitteln aus der Gedenkstättenförderung bezuschusst, das Land Nordrhein-Westfalen, sowie der in Münster ansässige Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der als Kommunalverband in der Region auch kulturelle Aufgaben wahrnimmt.

Die Ausstellung dokumentiert, wie die SS ab 1934 die Wewelsburg, die als Nebenresidenz der Fürstbischöfe von Paderborn von 1603 bis 1609 im Stil der Weserrenaissance erbaut wurde, planmäßig zuerst zur „Reichsführerschule-SS« und später dann zu einer schauerhaften Kultstätte der Himmlerschen Terrororganisation umfunktionierte und ausbaute. Die Burg, auf die Himmler bei seiner Suche nach einer „germanischen Burg im Lande Hermanns und Widukinds« gestoßen war, diente als pseudowissenschaftliche Forschungsstätte für „nordische Weltanschauung« – inklusive einer „Säulenhalle« und „Weiheräumen« für die Totenkopfringe toter SS-Männer. Für die bis 1944 andauernden Baumaßnahmen wurden KZ-Häftlinge als Arbeitssklaven herangezogen, die in einem eigenen Konzentrationslager zusammengepfercht waren. Himmlers wahnwitziger Traum: die Wewelsburg als martialischer Mittelpunkt eines weltumspannenden Nazi-Reiches, eine kreisförmige, „nordische« Burganlage mit den Ausmaßen einer Großstadt.

Für die Erweiterung der Ausstellung, die auf Grund neuerer Forschungserkenntnisse notwendig geworden ist, wird unter anderem das ehemalige Wachhaus der Burganlage umgebaut. Außerdem ist auf dem Grundriss des ehemaligen Gebäudes der Wachmannschaften ein Neubau für Magazine, für das Archiv und die Bibliothek vorgesehen. Zurzeit arbeitet ein zwölfköpfiges Team an der Konzeption. Im Frühjahr soll ein Feinkonzept vorliegen. Bis 2008 soll die neue Dauerausstellung stehen.

ANDRÉ HAGEL