Die SPD trauert um ihren alten Helden

Der Parteitag der Kölner SPD war überschattet vom Tod Hans-Jürgen Wischnewskis. Aber auch die Zukunft verheißt wenig Freude: Jochen Ott bekam bei seiner Wiederwahl nur 67 Prozent der Stimmen. Für die anstehenden Wahlkämpfe fehlt Geld

„In der SPD werden sich jetzt alle politischen Ebenen am Sparen beteiligen müssen“

VON FRANK ÜBERALL

Die Stimmung war schlecht beim Parteitag der Kölner SPD am Samstag im Bezirksrathaus Chorweiler. Die Trauer um den verstorbenen Genossen Hans-Jürgen Wischnewski hing wie Mehltau über Veranstaltung, und auch das Wahlergebnis zur Wiederwahl des Kölner Vorsitzenden löste keine Jubelstürme aus. Als dann noch Nachrichten über eine desolate finanzielle Lage die Runde machten, verdrückten sich viele Sozialdemokraten lieber zum Plaudern ins Foyer.

Ex-Oberbürgermeister Norbert Burger würdigte das politische Engagement Wischnewskis, anschließend erhoben sich die Delegierten sichtlich erschüttert zu einer Schweigeminute. Fast gespenstisch wirkte da die Projektion übergroßer Wischnewski-Bilder an eine Wand des Parteitagssaals. Einige erinnerten sich wohl noch an die Worte des väterlichen Politikers, der im Dezember für eine konsequente Unterstützung des jungen Spitzenteams der Kölner Sozialdemokraten geworben hatte.

Doch es waren nicht genug, um Parteichef Jochen Ott ein gutes Wahlergebnis zu bescheren. Diesmal war kein „alter Haudegen“ da, der für ihn hätte „in die Bütt“ gehen können. So blieb es bei einer kurzen Vorstellung, der eine noch kürzere Fragerunde folgte. An der Wiederwahl des Vorsitzenden beteiligten sich dann weniger Genossen als an den Wahlen der Stellvertrer. Mit mageren 67 Prozent wurde Ott in seinem Amt bestätigt.

Artig schüttelte der 30-Jährige die Hände der Gratulanten und dankte der Basis. Vor zwei Jahren hatte er noch 85 Prozent bekommen. Ein Grund für Otts schlechtes Abschneiden könnte gewesen sein, dass er sich im Dezember vergangenen Jahres als Landtagskandidat für den Wahlkreis Porz durchgesetzt hatte, obwohl ein Teil der dortigen Basis lieber erneut Friedhelm Lenz im Landtag gesehen hätte.

Otts Stellvertreter kamen allesamt zu besseren Resultaten: Anke Brunn und Martin Dörmann wurden mit großer Mehrheit bestätigt. Das Geburtstagskind Marc Jan Eumann (39) erreichte mit 197 Stimmen das beste Ergebnis. Inge Halberstadt-Kausch wurde Schriftführerin, als neuer Schatzmeister setzte sich Alfred Schultz durch.

Schultz tritt kein einfaches Erbe an. „Die Lage ist mehr als dramatisch“, sagte sein Vorgänger Ulf Florian, der nicht mehr für das Amt des Kassierers antrat. Die Kölner SPD hat einen Schuldenberg von 585.000 Euro angehäuft. Handlungsfähig ist der Unterbezirk nur noch, weil es einen Kredit vom Landesverband gegeben hat. Ursache der Finanzkrise ist der Kölner Spendenskandal. Von den Verantwortlichen ist auf der politischen Bühne niemand mehr übrig geblieben. Doch die finanziellen Nachwehen müssen die Genossen jetzt ausbaden. „Alle politischen Ebenen werden sich am Sparen beteiligen müssen“, sagte er der taz. Man sei zudem auf Spenden angewiesen, hieß es. Die Zahl der Mitglieder habe schließlich auch abgenommen. Gab es im Jahr 2002 immerhin 7.889 Kölner Genossen, so zählt man aktuell nur noch 7.087.

Doch bevor die Kölner Sozialdemokraten ihren Landtagswahlkampf beginnen, gedenken sie noch einmal Hans-Jürgen Wischnewski. Ab heute liegen sowohl in der SPD-Fraktion im Spanischen Bau des Rathauses als auch in der Parteigeschäftsstelle in der Albertusstraße die Kondolenzbücher für den ehemaligen SPD-Vorsitzenden aus. Voraussichtlich am 7. März soll Wischnewski auf dem Melatenfriedhof beerdigt werden. Zu einer großen Gedenkveranstaltung im Gürzenich werden zahlreiche Prominente aus der ganzen Welt erwartet.