Eiskalter Erfolg der Pickelhauben

Team der Woche: Der Eishockey-Oberligist Berliner SC Preußen unterstreicht zu Beginn der Meisterrunde seine Favoritenstellung. Interne Machtkämpfe selbst um das Vereinslogo trüben aber die Atmosphäre hinter den Kulissen

Sein donnerndes Brüllen beeindruckt, wenn der Bär mit aufgerissenem Biss und grimmig blinzelnden Augen den Betrachter anvisiert. Die Pickelhaube aus kaiserlichen Tagen, die seinen Schädel bedeckt, ist jedoch auch ein Indiz dafür, dass das Maskottchen des Berliner Schlittschuh-Clubs Preußen nur eine friedliche digitale Animation ist.

Doch auf dem Eis ereignete sich Grausiges, zumindest für die Kontrahenten der Preußen. Denn zu deutlich dominierte der Eishockey-Oberligist die Vorrunde der Staffel Nord-Ost. Er legte eine atemberaubende Serie von 28 Siegen in Folge hin, qualifizierte sich locker für die nachfolgende Meisterrunde und mauserte sich zu einem Aufstiegsfavoriten. Platz zwei kam in der Endabrechnung der Vorrunde nur deshalb heraus, weil anfangs zu oft auf Sieg eine Niederlage der Charlottenburger folgte. Seit aber im November Torwart Marko Suvelo sowie Stürmer Dennis Meyer verpflichtet wurden, hatten die Preußen endlich den überragenden Goalie zwischen den Pfosten und gleichzeitig die beste erste Reihe der Liga, denn Meyer harmoniert ideal mit den Schusskünstlern Scott Matzka und Doug Murray.

Doch am Freitag ging es wieder bei null los. In der Meisterrunde stehen in Gruppe A mit den drei Clubs aus dem Süden unbekannte Gegner auf dem Programm. Die Berliner trafen zunächst auf die Heilbronner Falken, den Meister der Süd-Staffel. Zwar zogen die Heilbronner fix mit 2:0 davon. Am Ende aber gewannen die Berliner. Im Shoot-out verwandelte Marco Rentzsch den entscheidenden Penalty zum 4:3, nachdem in der regulären Spielzeit zweimal Scott Matzka seinen Torriecher unterstrichen hatte. „Wir haben den Vorteil, dass wir viele erfahrene Spieler haben, die solche Alles-oder-nichts-Situationen kennen“, analysierte der 39-jährige Rentzsch.

Alles-oder-nichts-Situationen gibt es aber auch am Rande der Deutschlandhallen-Bande, wo es ständig rumort. Denn Spannungen stellten sich rasch nach dem Saisonstart im September ein, besonders zwischen den beiden Geschäftsführern der Schlittschuh-Club GmbH, die auch gleichzeitig zu den sieben Gesellschaftern zählen. Die gute Chemie zwischen dem 36-jährigen Michael Walter und dem 61-jährigen Walter Schimmel wich vielem Hickhack – zwei Geschäftsführer waren offensichtlich einer zu viel. „Irgendwelche Leute müssen sich mal wieder in den Vordergrund spielen, auch wenn sie es gar nicht draufhaben“, analysiert einer, der seit vielen Jahren das Geschehen aus nächster Nähe verfolgt.

Derzeit hat der Selfmademan Schimmel den Kürzeren im Machtkampf gezogen und wird sich aus der GmbH zurückziehen. Dass aber alle verbliebenen Gesellschafter sowie im Hintergrund agierenden Strippenzieher mit der jetzigen Situation zufrieden sind, darf bezweifelt werden. „Eine Königsdisziplin wird sein, nach Saisonende einen geeigneten Geschäftsführer zu finden“, plaudert ein Kenner aus.

Vielleicht stehen auch optische Änderungen an. Denn die Rechte am Pickelhauben-Bärchen besitzt Walter Schimmel. Und auf die wird er freiwillig kaum verzichten wollen – schließlich ist die GmbH gerade dabei, eine Marke zu werden. „Dann geht der Bär eben zurück in den Zoo, und die Trikots können die Spieler auch gleich ausziehen“, sagt ein Insider. Doch selbst wenn die Preußen auf ihr Logo verzichten müssen, dürfte das Grausen der sportlichen Gegner nicht geringer werden.

MARCUS VOGT