Manchmal mag die CDU die Dänen

Trotz ihres Geschreis gegen den Südschleswigschen Wählerverband lässt sich auch die Union gern von ihm tolerieren

RENDSBURG taz ■ Schlimmeres als eine Zusammenarbeit von Rot-Grün mit dem kleinen SSW, so schreit die CDU, könnte Schleswig-Holstein gar nicht passieren. Dabei ist die Tolerierung längst Realität – Nutznießer sind die Christdemokraten.

Bei der Kommunalwahl im März 2003 wählte die Stadt Rendsburg fast so wie jetzt das ganze Land: Die CDU wurde stärkste Partei und erhielt 15 Sitze im städtischen Senat, die SPD 11, die mit ihr verbündete Wählergemeinschaft „Liste Wilken“ 4. Zwischen beiden Lagern stand die SSW-Ratsfrau Gabriele Eisele. „Ich wollte, dass alle Parteien in den Ausschüssen vertreten sind“, sagt die heute 41-Jährige. „Die eine Partei hat dieses Problem gelöst, die andere wollte nicht.“ Die, die wollten, waren die Christdemokraten: Sie gaben an den SSW Ausschussposten ab. Als Gegenleistung ging Eisele eine Zählgemeinschaft mit der CDU ein. Dieses Bündnis gilt aber nicht für alle Fragen: Eisele hat von Anfang an klar gemacht: „Wenn ich etwas nicht mittragen kann, stimme ich dagegen.“

Seither wird im Stadtrat und in den Ausschüssen viel geredet: „Ohne feste Mehrheit braucht man bessere Argumente, man muss die anderen überzeugen.“ Das Lagerdenken blockiere häufig: „Schon den Kindern im Kindergarten bringt man bei, sie sollen sich nicht kloppen, sondern miteinander reden. Warum klappt das in der Politik nicht?“

Inzwischen haben sich die Rendsburger an das Modell gewöhnt, anfangs aber bekam Eisele ziemlichen Ärger: Die SPD forderte eine schriftliche Erklärung, dass man weiterhin miteinander reden würde. Darüber kann die SSW-Frau heute nur lachen: „Natürlich rede ich mit allen. Und ich stimme oft genug mit der SPD.“

Spitzenkandidatin Anke Spoorendonk hat übrigens noch nicht angerufen, um sich Tipps geben zu lassen: „Muss sie auch nicht. Sie kennt das Rendsburger Modell genau.“ EST